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Das Hexenexperiment auf dem Brocken im Harz

Goethe trifft auf Schwarze Magie - als man versuchte, eine Ziege in einen Jungen umzuwandeln

Auch in der Neuzeit, in den frühen Jahren des 20. Jahrhunderts, gab es immer wieder Menschen mit mehr oder weniger guter Reputation, die sich den parapsychologischen mit mehr oder weniger fundierten wissenschaftlichen Grundlagen widmeten und daraus Erkenntnisse oder zumindest pseudo-wissenschaftliche Erfolge ableiten wollten. Auch gab es „Gelehrte“, die mit eigenen Methoden diese Wissenschaft konterkarieren wollten und dies mit teilweise spektakulären Aktionen. Zu diesen Gelehrten gehörte auch der britische Parapsychologe Harry Price, der mit dem sogenannten Hexenexperiment 1932 auf dem Blocksberg im Harz den immer noch verwurzelten Glauben an Schwarze Magie, Hexentum und Zauberei entweder beweisen oder entmystifizieren wollte.

In Jahre 1932 reiste Harry Price aus Großbritannien in den Harz nach Deutschland, um an den Hundertjahrfeierlichkeiten des Dichters Goethe teilzunehmen Er wollte ein magisches Ritual durchführen, das in einem Manuskript beschrieben war, dass das Nationale Britische Labor im vergangenen Jahr erhalten hatte.

Hexenexperiment Blocksberg Brocken Harz
Bild: Unknown author / Public domain

Harry Price: „Unter den Bauern bestimmter Teile Deutschlands – insbesondere des Harzes – wird Hexerei immer noch als reale Tatsache akzeptiert. Im Frühjahr 1932 tat ich mein Bestes, um die Eingeborenen aufzuklären, indem ich in die Goethejahr-Feier ein magisches Experiment einführte, das als „Bloksberg Tryst“ bekannt ist. Im Herbst 1931 erwarb ich ein Manuskript, das eine Abschrift einer diesbezüglichen Seite des frühen 19. Jahrhunderts sein sollte. ‚High German Black Book‘ – ein handgeschriebener Band magischer Formeln, der in einem der deutschen Museen aufbewahrt wird. Das „Schwarze Buch“ stammt aus dem 15. Jahrhundert und enthält viele Rituale für die Ausübung transzendentaler Magie. Und unter den Experimenten befindet sich einer, der Bloksberg Tryst genannt wird. Blocksberg ist der alte Name für den Brocken, den höchsten Berg im Harz.“

1932 wurde in ganz Deutschland das 100-jährige Bestehen des unsterblichen Dichters Goethe gefeiert. Das Harzer Goethe-Jubiläumskomitee, das hörte, dass Price eine Kopie des Rituals des „Bloksberg Tryst“ besaß, lud ihn ein, das Experiment im Rahmen der Goethejahr-Feierlichkeiten zu reproduzieren. Harry Price stimmte zu. Ein weiterer Grund, warum er sich entschied – ganz inoffiziell – dem zuzustimmen war, dass er die absolute Sinnlosigkeit des alten magischen Rituals unter Bedingungen des 20. Jahrhunderts zeigen und beweisen wollte. Es ging im Speziellen darum, einen Ziegenbock, ausgestattet mit verschiedenen „magischen Artefakten“, in der Nacht durch eine Jungfrau auf dem Blocksberg in einen wunderschönen Jüngling zu verwandeln.

Goethe beschäftigte sich intensiv mit Magie und Hexerei und seine klassischen Szenen der Walpurgisnacht in Faust haben viel dazu beigetragen, seine „göttliche Komödie“ zu verewigen. Dass Goethe das Original des „Bloksberg Tryst“ studiert hatte, ist fast sicher, da mehrere Übereinstimmungen zwischen der alten Schriften und der von ihm geschilderten Walpurgisnacht bestehen.

Die ursprüngliche Schrift ist in einer Hand aus dem frühen neunzehnten Jahrhundert in verblichener, brauner Tinte geschrieben, die stellenweise fast unleserlich ist. In der Mitte des Dokumentes ist ein magischer Kreis, der in zwei Farben (rot und blau) mit den üblichen, magischen Symbolen verbunden ist. Auf der Rückseite der Schrift befindet sich ein undatierter ist ein Stich der Stadt Bacharach am Rhein mit dem Namen des deutschen Künstlers R. Püttner.

Hexenexperiment Blocksberg Brocken Harz
Bild: The Unexplained. / Public domain
Hexenexperiment Blocksberg Brocken Harz
Bild: Unknown author / Public domain

Der Wortlaut der magischen Schrift soll wie folgt gelautet haben:

Vita si scias uti longa est [Das Leben ist lang, wenn wir wissen, wie man es benutzt]. Auf dem vordersten Gipfel des Bloksbergs [Brocken, einer der Harzer, 3733 Fuß hoch] muss der Test mit reinem Herzen und Verstand und selbstloser Absicht durchgeführt werden. Die Zeit zwischen einem Tag vor und einem Tag nach der Fülle der Monde ist notwendig, aber am besten in der Wintersaison. Wer die allmächtige Macht sucht, muss sich zum festgelegten Zeitpunkt auf den vordersten Gipfel des Bloksbergs stellen. Sein Diener muss eine Jungfrau sein, sein, die in hellen weißen Kleidern ein reines Herz hat und die eine Zieg. Lass deinen Mund und dein Herz frei von Faulheit sein. Lassen Sie den Schüler meine Worte im Licht eines Kiefernfeuers testen, das notwendig ist. Laß den Schüler die folgenden magischen Symbole setzen, die in Weiß mit einer für seinen Test geeigneten Größe gesetzt werden müssen. [Hier kommt der magische Kreis.] Die Spitze des Dreiecks muss zum Turm von Kassel führen. Die Basis wird dann der Hexentanzplatz sein [ein Dorf im östlichen Harz; ein felsiges Plateau, 1480 Fuß hoch], so benannt nach den Hexen, die dort wohnen.

Nachdem er seine geforderten Symbole so gesetzt hat, wie es oben in all ihrer Richtigkeit vorgeschrieben ist, nimmt er seine Diener in das innere Haus des Dreiecks innerhalb des Kreises der Macht. Die Ziege, die er vor ihn stellt, die Jungfrau, nimmt ihren Platz neben der Ziege ein, die sie an einer weißen Seidenschnur führt. Dann zündet er eine Schale mit Weihrauch an, die 15 Minuten lang brennt. Der Schüler wiederholt das Folgende in aller Niedrigkeit. Gott hat die Macht, die Niedrigsten mit den Höchsten zu verändern, und er macht die Großen schwach und bringt Dinge ans Licht, die in der Dunkelheit verborgen sind. Am Ende der festgesetzten Zeit salbt die Jungfrau die Ziege.“

Hexenexperiment Blocksberg Brocken Harz
Bild: AnonymousUnknown author / Public domain

Um es kurz zu machen: Das Hexenexperiment hat nicht funktioniert. Am Ende stand ein frierender, schlotternder Ziegenbock, versehen mit zahlreichen magischen Anhängseln, auf dem Blocksberg, ein Jüngling war leider unauffindbar. Harry Price hatte der erwartungsvollen Menschenmenge einen Spiegel vorgehalten, was ihren Glauben an Magie und Hexerei anging.

1 Kommentar

  1. Der Ritus war von Anfang an zum Scheitern verurteilt denn er vollzog es eben nicht SELBSTLOS. Zum suchte er in seiner narzistischen Arroganz die Aufmerksamkeit öffnetentlicher Medien, was schon mal ein Selbstzweck ist und zum anderen wollte er in seiner eigenen überheblichen Schulmeister Oberlehrerweisheit ihre nach seiner Meinung niedere Bildung aufzeigen. Nicht etwa in der selbstlosen Form „ich bringe euch etwas bei“ sondern im Selbstzweck „Ich bin schlau und ihr seid nur nur dummes Bauernpack“. Ein pseudowissensxhadtlises Experiment mit dem Ziel als Nichtwissenschaftler in den Kreis der offiziellen anerkannten Gelehrten aufgenommen zu werden. Er war eben kein Gelehrter sondern nur ein Narzisse mit gleicher Intelligenz wie die damaligen Bauern und erst recht kein gelehrter Magier.

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Roman Kugge Deutschland mal anders

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