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Die Paternoster-Aufzüge in Stuttgart

Hell, dunkel, hell, dunkel, hell, dunkel.

Wo kann man in Stuttgart Paternoster fahren? Paternoster-Aufzüge haben mittlerweile Kultstatus. Vor allem in behördlichen Gebäuden sind die altertümlichen Aufzüge noch zu finden und werden darum auch scherzhaft „Beamtenbagger“ oder „Beamtenheber“ genannt.

Die erste Personenbeförderung dieser Art wurde 1876 in London in Betrieb genommen. Doch auch wenn es sich beim Paternoster um eine englische Erfindung handelt, ist Deutschland das Land, in dem man die meisten dieser Aufzug-Dinos findet.

Und auch in Stuttgart gibt es einige Paternoster-Aufzüge. Wo sich diese befinden und welche Anlagen öffentlich zugänglich sind, erfahrt ihr in diesem Artikel.

Verbreitung in Deutschland

In Deutschland wurde der erste Paternoster 1886 in Hamburg eingeweiht. Vor allem in der Hansestadt etablierten sich diese Art der Personenaufzüge, wo sich im Jahr 1936 mehr als die Hälfte aller 679 Anlagen in Deutschland befand.

Den weltweit höchsten Aufzug seiner Art gab es seinerseits auch hierzulande. Bis 1925 war er im Hansahochhaus in Köln zu finden. Danach war es der Aufzug im 1927 fertiggestellten Tagblatt-Turm.

Derzeit sind noch etwa noch 250 solcher Aufzüge in Deutschland im Einsatz, obwohl seit 1974 keine neuen Paternoster mehr eingebaut werden dürfen und für 2004 eigentlich eine Stilllegung aller Anlagen vorgeschrieben war.

Doch dagegen regte sich durch verschiedene Interessengruppen Widerstand, so dass das Verbot wieder aufgehoben wurde. Gott sei Dank!

Paternoster-Aufzüge in Stuttgart

Paternoster Stuttgart Rathaus
Einer der Paternoster im Rathaus der Stadt Stuttgart – Bild: Cornuta, CC BY-SA 3.0 DE, via Wikimedia Commons

Auch in Stuttgart gab und gibt es noch zahlreiche Paternoster. Allerdings können nur zwei Anlagen von der Öffentlichkeit genutzt werden: die im Stuttgarter Rathaus und die im Literaturhaus.

Nachfolgend findet ihr eine Liste aller Paternoster-Aufzüge in Stuttgart. Achtung: Für die Richtigkeit der Angaben zu öffentlich / nicht öffentlich übernehme ich keine Gewähr. Die Informationen sind teilweise recht schwer zu finden und nicht immer übereinstimmend.

Öffentliche zugängliche Paternoster in Stuttgart

  • Stuttgarter Rathaus: Drei Anlagen (im Marktplatzflügel, in der Rathauspassage und im Altbau), öffentlich zugänglich zu den Öffnungszeiten des Rathauses (Mo. bis Do. 8-18 Uhr, Fr. 8-15 Uhr)
  • Literaturhaus: Eine Anlage, öffentlich zugänglich (Stand Mai 2019), Breitscheidstraße 4

Nicht öffentlich zugängliche Paternoster in Stuttgart

  • Universität Stuttgart: stillgelegt nach einem Unfall, Seidenstraße 36
  • Markthalle Stuttgart: Nicht öffentlich zugänglich aber einsehbar aus der Markthalle
  • Kaufhof Königsstraße: Zwei Anlagen nur für Mitarbeiter, Zugang allerdings übers Kunden-WC
  • Arbeitsgericht Stuttgart: nicht befahrbar bzw. außer Betrieb, aber noch in der ersten Etage einsehbar
  • Robert Bosch GmbH: Zwei Paternoster-Anlagen nur für Mitarbeiter im Werk Feuerbach, in den Gebäuden 320 und 392
  • Allianz: Anlage im Gebäude Reinsburgstraße 19, nicht öffentlich, nur für Mitarbeiter

Was passiert eigentlich, wenn man nicht aussteigt?

In einem Paternosteraufzug sind mehrere hängend angebrachte Einzelkabinen an zwei nebeneinander angeordneten Umlaufketten befestigt. Diese bewegen sich parallel in zwei nebeneinander liegenden Schächten.

Was erstmal sehr kompliziert klingt, ist mit folgender Animation einfach erklärt:

Paternoster Animation Funktionsweise
Bild: RokerHRO, CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons

Am oberen und unteren Ende des Aufzugs sind große Scheiben angebracht. Hier werden die Kabinen in den jeweiligen anderen Aufzugschacht umgesetzt. Deshalb können Personen auch beim Wendevorgang gefahrlos in den Kabinen bleiben, da sich die jeweiligen Zellen nicht auf den Kopf stellen können.

Ein Paternosteraufzug befördert seine Passagiere in einer Geschwindigkeit zwischen 0,20 bis 0,45 Meter pro Sekunden. Er hält auch in den jeweiligen Stockwerken nicht an und fährt immer weiter. Aufgrund der oftmals nicht vorhandenen Innenbeleuchtung der einzelnen Kabinen ist eine Fahrt wie ein ständiger Wechsel von Hell und Dunkel.

Das bevorstehende Ende der Paternoster

Heutzutage werden in der Regel keine Paternosteraufzüge mehr gebaut. Dieses Verbot gilt seit 1974, da die Aufzüge als zu gefährlich eingestuft wurden. Auch sind sie nicht behindertengerecht und etwa mit einem Rollstuhl unmöglich zu befahren.

Eine Ausnahme gab es aber 2009 in Deutschland. Damals wurde im Gebäude der Berliner Firma Solon ein neuer Paternoster eingebaut. Allerdings hat er eine deutlich geringere Geschwindigkeit und ist mit einer Ampel zum Ein- und Aussteigen ausgestattet.

Trotz allem schein das Ende der Paternoster nah. Peu à peu werden die Anlagen stillgelegt bzw. fallen aus… Nichts scheint das Aussterben der Aufzug-Dinos aufhalten zu können.

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