Der Gedenkweg Kuno

Auf den Spuren des Waldwerks Kuno, in dem die NS ihre „Wunderwaffe“ unter grauenvollen Arbeitsbedingungen entwickelten

Wer durch das ehemalige Waldwerk im Scheppacher Forst, in unmittelbarer Nachbarschaft der Landkreise Augsburg und Günzburg, wandert, der begibt sich auf die Spuren der Geschichte.

Und die Erinnerung an unselige Zeiten führt zurück in den Zweiten Weltkrieg, als die Nationalsozialisten von ihrer „Wunderwaffe“ träumten und sich intensiv mit deren Entwicklung und Produktion beschäftigten.

Dies alles fand dort statt, wo es heute den sogenannten Gedenkweg Kuno gibt. Denn es sollten Zwangsarbeiter sein, die in der Rüstungsfabrik technische Meisterleistungen absolvieren mussten. Die Häftlinge des Konzentrationslagers lebten und schufteten unter grausamen Bedingungen.

Gut versteckt unter einem Blätterdach

Heute sind die einstigen Rüstungsanlagen und Betonfundamente fast zugewachsen. Die Natur hat sich ihren ursprünglichen Lebensraum zurück erobert. Dieses Werk im schwäbischen Burgau lag gut versteckt unter dem grünen Blätterdach des Waldes, und die Zufahrtstraße dorthin wurde von den Häftlingen mit grüner Farbe versehen.

Erst im Februar 1945, also im Angesicht des nahenden Kriegsendes, entstand diese Fabrik. Unter anderem wurde dort der Düsenjäger Me262 der Firma Messerschmidt zusammengebaut, und die Nationalsozialisten wollten diese Flugzeuge direkt neben dem Wald auf einem Stück Autobahn starten lassen.

In Viehwaggons nach Schwaben transportiert

Wo sich das ehemalige Konzentrationslager Burgau mit seinen Barracken befand, gibt es heute eine Wohnsiedlung. Aber auch einen Gedenkstein für die in diesem Lager Gestorbenen. Im Heimatmuseum Zusmarshausen wurden Fundstücke zusammengetragen und Zeitzeugen befragt.

Dabei handelte es sich um das Schicksal von fast tausend Jüdinnen aus Polen und Ungarn, die in Viehwaggons nach Schwaben transportiert wurden und dort die Aufgabe hatten, im Waldwerk Flugzeuge nach der Endmontage zu lackieren und die Straße dorthin mit grüner Farbe zu bestreichen, damit ihr eigentlicher Zweck geheim gehalten werden konnte.

Kurz vor Ende des Krieges wurden die Überlebenden des Konzentrationslagers auf einen „Todesmarsch“ nach Allach geschickt. Auf ihm verloren rund 60 Häftlinge ihr Leben. Nach dem Einmarsch der amerikanischen Soldaten dienten die Anlagen zunächst als Gefangenenlager für deutsche Soldaten.

Eine Kartoffelpresse als Erinnerung

Im Jahr 2018 entstand in Jettingen-Scheppach die Idee, in den Bayerischen Staatsforsten das Projekt „Gedenkweg Kuno“ zu entwickeln. Er berührt die Spuren des Waldwerks und informiert über die Greueltaten dieser Zeit. Auf dem einstigen Werksgelände finden regelmäßig Führungen statt. Historiker begleiteten das Entstehen dieses Weges der Erinnerungen intensiv. Dies ist ein Raum zum Innehalten.

Einige Initiativen erhielt das Projekt auch durch die christlichen Kirchen. Infokisten zeichnen das Schicksal der Zwangsarbeiter in dieser Außenstelle des Konzentrationslagers Dachau nach.

Gezeigt wird dabei auch eine historische Kartoffelpresse. Dahinter verbirgt sich die Geschichte, wonach eine Bäuerin der Umgebung nach dem Krieg von ehemaligen Zwangsarbeitern diese Presse als Geschenk erhielt. Als Dankeschön für ihre Hilfe in schweren Zeiten. Sie hatte den Häftlingen immer mal wieder Lebensmittel zugeschoben.

Adresse: Wo befindet sich der Gedenkweg Kuno?

Der Gedenkweg Kuno befindet sich in 89343 Jettingen-Scheppach, eine genaue postalische Adresse gibt es nicht. Der Parkplatz liegt etwas versteckt im Wald, etwas 4 Kilometer östlich vom Ort Scheppach. Falls ihr euch für den Besuch interessiert, der Parkplatz ist auf Google Maps unter dem Begriff „Gedenkweg Kuno Waldwerk Parkplatz“ zu finden.

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