In der Bremer Altstadt, unweit des Domes, befindet sich eine kleine Basaltplatte mit einem eingekerbten Kreuz, die in das Kopfsteinpflaster eingesetzt wurde. Während der geführten Stadtrundgänge weisen die Reiseleiter stets auf diese unscheinbare Sehenswürdigkeit hin und von Zeit zu Zeit kann man sehen, wie Einheimische oder Touristen dort ausspeien.
Geschichte des Spuksteins
An dieser Stelle, auf dem Domshof, fand 1831 die letzte öffentliche Hinrichtung Bremens statt. Der sogenannte Spuckstein erinnert an die Enthauptung der Massenmörderin Gesche Margarethe Gottfried, die vor ihrer Entlarvung auch als „Engel von Bremen“ bekannt war.
Wer war Gesche Gottfried?
Gesche Gottfried wurde 1785 geboren und wuchs in einfachen Verhältnissen auf. Sie tötete innerhalb von rund 14 Jahren insgesamt 15 Menschen durch Vergiftung mit „Mäusebutter“. Bei den Opfern handelte es sich um Menschen ihres direkten sozialen Umfeldes. Unter anderem starben ihre drei Kinder, zwei Ehemänner, ein Verlobter, ihr Bruder, ein Gläubiger sowie eine Freundin und deren Tochter durch die tödliche Mixtur aus Schmalz und Arsenik, die ihnen von Gesche Gottfried verabreicht wurde. Bis zu ihrer Verhaftung im Jahr 1828 genoss Gesche sogar das Mitleid vieler Bremer Bürger aufgrund der Tatsache, dass unverhältnismäßig viele ihrer Verwandten und Bekannten ums Leben kamen.
Der Name „Engel von Bremen“ entstand, weil sie den Eindruck erweckte, die „Erkrankten“ vor deren Tod aufopferungsvoll zu pflegen. Gesche Gottfried genoss einen untadeligen Ruf, bis sie von ihrem Vermieter, der Verdacht geschöpft hatte, entlarvt wurde. Über das Motiv der Giftmörderin, die durch ihre erste Ehe in die gutbürgerliche Gesellschaft aufgestiegen war, ist nichts bekannt – sie äußerte sich während ihrer Verhandlung nicht dazu. Das Gift, Arsenikpulver, war zur damaligen Zeit ein gängiges Mittel gegen die herrschende Mäuseplage.
Eine grausame Hinrichtung
Zur Vollstreckung des Urteils „Enthauptung – Tod durch das Schwert“ fanden sich am 21. April 1831 etwa 35.000 Zuschauer auf dem Bremer Domshof ein. Von ihrem Kopf wurden Abdrücke genommen und Totenmasken angefertigt, die sogar ins Ausland geschickt wurden. Es war zu der Zeit üblich, an diesen die Physiognomie von Mördern zu erforschen. Der Kopf Gesche Gottfrieds wurde in Formaldehyd eingelegt und aufbewahrt, ging aber, genau wie die Bremer Totenmaske, in den Wirren des 2. Weltkrieges verloren.
Der Spuckstein als Erinnerung
Die Stelle, an der das Schafott gestanden haben soll, liegt 18 m vom Brautportal des Bremer Doms entfernt – hier wurde der Spuckstein in den Boden eingelassen, an dem auch heute noch Vorbeigehende ihre Abscheu durch Ausspeien ausdrücken. Etwas gruseligere Theorien besagen, dass hier der Kopf der Giftmörderin nach dem Abschlagen und Ausrollen liegen geblieben sein soll.
Wenn ihr einen Stadtrundgang durch Bremen unternehmt, werft einen Blick auf den kleinen Stein, der hier an eines der gruseligsten Ereignisse der Bremer Geschichte erinnert.
Adresse
Domshof 1, 28195 Bremen