Im Berliner Stadtteil Steglitz, befindet sich eines der architektonisch auffallendsten Gebäude der Stadt, der sogenannte Bierpinsel. Aufgrund seines Aussehens, welches an einen Pinsel erinnert und der Tatsache, dass dort gastronomische Betriebe untergebracht waren, wurde es von den Berlinern auf diesen Namen getauft, der nun schon seit Jahren auf offiziell genutzt wird. Der nach den Maßstäben der Poparchitektur im Jahre 1976 erbaute Bierpinsel, ist eine Art Turm und wurde laut seinen Architekten Ralf Schüler und Ursulina Schüler-Witte von einem Baum inspiriert, was man auch deutlich sehen kann. Neben seinem außergewöhnlichen Erscheinungsbild durch seine Form, ist der der Bierpinsel auch durch seine farbenfrohe Gestaltung sehr extravagant und auffallend.
Obwohl jeder Berliner dieses markante Gebäude kennt und es einen hohen Wiedererkennungswert hat, konnte sich in diesem Bauwerk, welches für die Gastronomie konzipiert wurde, keine Institution dauerhaft etablieren, so dass die Geschichte des Bierpinsels von häufigen Nutzerwechseln geprägt wird. Aufgrund der ungewöhnlichen Baustruktur erwies sich die Instandhaltung als sehr herausfordernd, was 2002 zu einer zweitweisen Schließung führte.
Ein gastronomischer Tempel in Berlin – der Bierpinsel
Nach seiner Eröffnung Mitte der 70er Jahre wurde der Bierpinsel wie geplant in erster Linie gastronomisch genutzt. So waren zu dieser Zeit in dem auffälligen Gebäude, welches sich auch in einer guten Lage befindet, mehrere Lokale untergebracht, die für ein reges Leben in dieser außergewöhnlichen Immobilie sorgten. Im Erdgeschoß befand sich zum Beispiel ein beliebtes Bier-und Weinlokal, welchem das Gebäude wohl auch einen Teil seines Namens verdankt. Ergänzt wurde das gastronomische Angebot Ende der 70er Jahre durch ein Steakhaus im ersten Stockwerk und ein Café in den oberen beiden Etagen, von dem aus man einen herrlichen Blick auf Berlin hatte. Nach dem Auszug dieser Lokalitäten, die alle von einem Betreiber bewirtschafte wurden, war der Bierpinsel bis zum Jahre 2002 durchgehend geöffnet, beherbergte in dieser Zeit aber unterschiedlichste Restaurants und Gaststätten.
Eine Zeit lang gehörte der Bierpinsel auch zum Imperium der seinerzeit sehr bekannten Gastronomiekette Wienerwald, die sich aber auch nicht auf Dauer in diesem sehr speziellen Gebäude halten konnte. Eine Wiederbelebung nach der temporären Schließung ab 2002 erlebte der Bierpinsel ab 2003 durch eine Diskothek und eine Sports-Bar. Langfristige Pläne der ab 2008 neuen Besitzer des Bierpinsels ihn wieder zu alter Größe zu führen, wurden durch einen Wasserschaden einige Jahre später etwas ausgebremst und zerschlugen sich schließlich.
Ein Berliner Original sucht seine Bestimmung
Trotz vielfältiger Bemühungen und einer kompletten Umgestaltung der Fassade, die von Berliner Street-Art Künstlern sehr sehenswert gestaltet wurde, konnte bisher noch kein tragfähiges Gastronomiekonzept für den Bierpinsel entwickelt werden, so dass es schließlich zu einem Leerstand kam und dieses für viele Berliner sehr vertraute Gebäude erstmals nicht mehr ein Teil der Berliner Gastroszene war. Ihren Höhepunkt fand die Krise um den 47 Meter hohen Bierpinsel schließlich im Jahr 2017, als das Gebäude über das renommierte Auktionshaus Sotheby’s für 3,2 Millionen Euro zum Verkauf angeboten wurde. Da man auch durch diese Maßnahme keinen Käufer finden konnte, wird nun eine Umwidmung des Bierpinsels in Erwägung gezogen, in deren Zuge dort Coworking-Spaces entstehen sollen.
Auch wenn die weitere Zukunft des unter Denkmalschutz stehenden Bierpinsels noch unklar ist, konnte es dank seines markanten Äußeren zwischenzeitlich als Filmkulisse reüssieren. In der Serie Dogs of Berlin, wurde der Bierpinsels als Hauptquartier des Landeskriminalamtes Berlin dargestellt und erlangte so eine große Bekanntheit über Berlin hinaus.
Adresse
Schloßstraße 17, 12163 Berlin