Die Wunden der Erinnerung ist ein ästhetisches Kunstprojekt der deutschen Künstler Beate Passow und Andreas von Weizäcker. Mit ihrer Arbeit schufen die Beiden Plätze der Erinnerung, der stillen Wahrnehmung und des Innehaltens. Dabei verdeutlichen die gläsernen Gedenktafeln „Narben im Stadtbild Münchens“, die der Zweite Weltkrieg bis heute hinterlassen hat. Mittlerweile gibt es sie verteilt in ganz Europa.
Orte der „Wunden der Erinnerung“ München
Das Kunstprojekt „Wunden der Erinnerung“ hat seinen Ursprung in den 90er Jahren. Damals beschäftigten sich die Absolventen der Akademie der Bildenden Künste München, Beate Passow und Andreas von Weizäcker, mit der Frage: „Welches Gesicht trägt die Kunst des Gedenkens 50 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs?“.
Mit offenem Blick fanden sie jene Spuren im Münchner Stadtbild, die von der nationalsozialistischen Vergangenheit der Stadt erzählen. Eine Reise zu den Wunden der Erinnerung – den Plätzen und Gebäuden – die Einschusslöcher tragen.
Die „Wunden der Erinnerung“ kann man in München an drei Orten sehen:
- Am Haus der Kunst, in der Prinzregentenstraße 1,
- An der Universitätsbibliothek der Ludwig-Maximilian-Universität München, Ecke Ludwigstraße, und
- An der Bronzeskulptur „Der Rossbändiger“, in der Arcisstraße 21.
Haus der Kunst
Einschussspuren an einer Säule am Haus der Kunst, eines der großen internationalen Ausstellungshäuser, das unter persönlicher Beteiligung von Adolf Hitler nach Plänen von Paul Ludwig Troost, 1933 errichtet wurde. Heute zeigt das Museum Ausstellungen zeitgenössischer und moderner Maler.
Universitätsbibliothek der Ludwig-Maximilian-Universität München
Einschlaglöcher und Schussspuren an der Backsteinwand des Bibliothekgebäudes. Seit Gründung im Jahr 1473 entwickelte sich die Bibliothek zur größten des Landes. Während des Zweiten Weltkriegs verbrannten 400.000 Bände im Bombenhagel. Heute lagern in den Räumlichkeiten der Bibliothek mehr als fünf Millionen wissenschaftliche Bände in gedruckter und elektronischer Form.
Bronzeskulptur „Der Rossbändiger“
Einschusslöcher in der Bronzeskulptur von Hermann Hahn, einem deutschen Bildhauer des 19. Jahrhunderts, der die Kunstgewerbeschule und Kunstakademie München besuchte. 1913 wurde er für seine realistische Porträtplasik mit dem Bayrischen Maximiliansorden für Wissenschaft und Kunst ausgezeichnet. Als Professor an der Münchner Kunstakademie prägte er die Ausbildung der nachfolgenden Bildhauergeneration nachhaltig.
Die Künstler: Beate Passow und Andreas Freiherr von Weizäcker
Beate Passow sieht ihr künstlerisches Schaffen als Gegenwartsbewältigung. Mit dem Kunstprojekt „Wunden der Erinnerung“ arbeitet sie gemeinsam mit Weizäcker gegen das Vergessen an. Sie macht die verdrängte deutsche Vergangenheit, den Nationalsozialismus, die Völkervernichtung und den Zweiten Weltkrieg immer wieder zum Hauptthema ihrer Kunst.
Andreas von Weizäcker war ein deutscher Bildhauer. Der Sohn des ehemaligen deutschen Bundespräsidenten Richard von Weizäcker erkrankte bereits vor seiner Ausbildung an Krebs. Nach seiner Genesung widmet sich Weizäcker vollkommen seiner bildhauerischen Tätigkeit.
Er beendet seine Lehrjahre in München mit dem Diplom. Es folgen Lehraufträge und Stipendien in New York und San Francisco. Später wird er Präsident an der Akademie der Bildenden Künste München. Nach erneutem Krebsausbruch stirbt Andreas von Weizäcker 2008 in Gauting. Mit „Wunden der Erinnerung“ lebt sein künstlerisches Schaffen weiter.