Bereits seit dem Mittelalter rinnen sie durch die Straßen und Gassen der Freiburger Altstadt – die Freiburger Bächle. Immerhin handelt es sich bei diesen kleinen Wasserläufen um ein etwa 15 Kilometer langes, zusammenhängendes Netz, das sich bis heute durch die Freiburger Innenstadt schlängelt. Dabei bilden sie zweifellos einen „Hingucker“, der besonders in der wärmeren Jahreszeit eine große Aufmerksamkeit erregt und sicher auch verdient. Allerdings kam den Freiburger Bächles, die heute zu den Wahrzeichen von Freiburg gehören, lange Zeit nicht die Bedeutung zu, die sie verdienten und erst heute erfahren.
So sorgten die kleinen Wasserläufe im Mittelalter vorrangig dafür, als Brauchwasser das Vieh zu tränken, beim Löschen von Bränden gute Dienste zu leisten oder nach Gewittergüssen und Starkregen das Oberflächenwasser aus der Stadt zu leiten. Gleichzeitig erlangten die Bächle, die oft in der Mitte der Gassen verliefen, einen weniger guten Ruf, indem sie das schmutzige und besonders im Sommer unangenehm stinkende Abwasser jeglicher Art durch die Wohnviertel der Freiburger leiteten. Erst im 19. Jahrhundert wurden die Bächle an den Rand der Straßen und Gassen verlegt und verloren bald darauf durch die Anlagen der Kanalisation an Bedeutung.
Es dauerte danach bis zum Beginn der Phase des Wiederaufbaus nach dem Zweiten Weltkrieg. Jetzt erinnerten sich die Bürger Freiburgs ihrer in den letzten Jahrzehnten stark vernachlässigten Bächles und gliederten sie in größtenteils neuer Gestalt und munter plätschernd in das wiederentstehende Stadtbild Freiburgs ein. Gespeist werden die schmalen, oft nur wenige Zentimeter tiefen Bächle vom Wasser der Dreisau. Vom Schwabentor in Oberlinden, dem höchsten Punkt der Stadt teilt sich das Bächle in zwei Arme, die dann entlang der Salzstraße und der Herrenstraße in Richtung Altstadt fließen und sich weiter verzweigen. Solange der Verkehr noch durch Freiburgs Innenstadt rollte, galten die Bächle oft als Gefahrenstelle oder Verkehrsbehinderung. Heute fließen sie durch größtenteils verkehrsberuhigten Straßen und Gassen der Altstadt und werden kaum noch als störend empfunden. Ganz im Gegenteil gelten die Bächle nun als eine der Sehenswürdigkeiten Freiburgs.
Erfrischend Dienste leisten sie an heißen Sommertagen, wenn die Bächle zum Abkühlen von Füßen und auch Händen von Groß und Klein dienen. Darüber hinaus haben sie sich zu begehrten Fotomotiven entwickelt, die durch verschiedenste, mehr oder weniger künstlerische Aspekte aufgewertet werden. So erregen bunte schwimmende Plastikentchen oder farbige Gummistiefel die Aufmerksamkeit der zahlreichen Fußgänger. Kleinere Skulpturen verwandeln an anderer Stelle die betreffenden Bächle zu Standorten lustiger Motive, wie beispielsweise mehrere aus den Wasser ragende nackte Beine.
Und manchmal könnt ihr in einem der Bächle ein blumengeschmücktes Fahrrad oder „seetüchtige“ Miniaturschiffe entdecken. Kritisch soll es allerdings auch schon geworden sein, wenn beispielsweise ein PKW oder gar der Mannschaftsbus des Ballspielvereins Borussia 09 e. V. versehentlich in einem der Bächle „geparkt“ haben. Wenn ihr allerdings als Tourist durch Freiburg spaziert und dabei unbeabsichtigt in eines der Bächles tretet, so werdet ihr in absehbarer Zeit einen Freiburger oder eine Freiburgerin heiraten. Na dann, gutes Gelingen!
Wo kann man die Bächle sehen?
Die Bächle sind überall in der Altstadt von Freiburg im Breisgau zu sehen. Erkundet einfach die Straßen und schaut auf den Boden!