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Das Glockenspiel am Münchner Rathaus

32 bunt bemalte Figuren aus Kupferblech lassen die Stadtgeschichte aufleben


High noon mitten in München: Tausende von Handykameras richten sich aufs Rathaus am Marienplatz. Einheimische halten auf dem Weg zur Mittagspause kurz inne und Touristen freuen sich auf ein Highlight ihres Besuchs in der bayrischen Hauptstadt: Das Glockenspiel am Münchner Rathaus gehört mit Recht zu den Top Ten der Sehenswürdigkeiten in der Münchner Innenstadt und ist mit 43 Glocken eines der größten und imposantesten Spektakel seiner Art in Europa.

Insider wissen, dass sie aus dem Café Glockenspiel einen noch direkteren Blick auf das Schauspiel haben, das übrigens auch um 11 Uhr und in den Sommermonaten um 17 Uhr noch einmal geboten wird. 32 bunt bemalte Figuren aus Kupferblech setzen sich nacheinander schwungvoll in Bewegung und lassen zwei wichtige Meilensteine der Münchner Stadtgeschichte täglich bis zu drei Mal effektvoll Revue passieren. Geschichtskundige mit Fernglas oder guten Augen erkennen die im Februar 1568 zelebrierte Hochzeit zwischen Herzog Wilhelm V. und Renate von Lothringen mühelos wieder wieder. Zur Feier des festlichen Tages wurde damals ein Ritterturnier mitten auf dem Marienplatz veranstaltet, bei dem die bayerischen Ritter die Lothringer übrigens souverän besiegten.

Eine Etage tiefer erinnern im Spielwerkserker des Rathausturmes die tanzenden Blechfiguren mit den grünen, halbrunden Reifen an den traditionellen Schäfflertanz. Der Legende nach sollen sich nach einer schweren Pestepidemie die Schäffler, wie damals die Fassmacher genannt wurden, als erste wieder auf die Straße gewagt haben. Aus Freude und Erleichterung über die überstandenen Schrecken der Pest tanzten die Schäffler und tun dies weiterhin alle sieben Jahre an verschiedenen Plätzen in München. Zwei oder drei Mal täglich erinnern die aufwendig gearbeiteten Figuren im Münchner Glockenspiel an dieses Kapitel der Stadtgeschichte.

Als das Neue Rathaus zwischen 1867 bis 1909 am Marienplatz von Georg Hauberrisser erbaut wurde, mussten erst einmal etliche Münchner Traditionshäuser verschwinden. Zu Anfang war der neugotische Prachtbau daher in München bestimmt umstritten: Heute ist er neben der Frauenkirche längst ein erklärte Wahrzeichen der Stadt, nicht zuletzt dank des beliebten und abwechslungsreichen Glockenspiels. Der markante Erker im 85 Meter hohen Rathausturm, in dem regelmäßig die Figuren tanzen, ist einer der meist fotografierten und gefilmten Hotspots der Stadt. Beim Bummel durch die Münchner Altstadt zwischen Viktualienmarkt und Odeonsplatz solltet ihr dieses sympathische Spektakel nicht verpassen.

Erst im Jahr 2007 wurde das erklärte Münchner Wahrzeichen aufwendig restauriert und wird seither umweltfreundlich mit Solarstrom betrieben. Im Zuge dessen wurden die 43 Glocken komplett ausgebaut, gründlich gereinigt und neu gestimmt. Pünktlich zur 850-Jahrfeier Münchens im Jahr 2018 erklangen die tonnenschweren Glocken wieder zum vielstimmigen Chor.

Wann findet das Glockenspiel statt?

Wer München zwischen März bis Oktober besucht, hat drei Mal am Tag Gelegenheit zwölf Minuten lang das Glockenspiel in Aktion zu bewundern: Gönnt euch um 11, 12 oder um 17 Uhr eine kleine Pause mit Aussicht. In den Wintermonaten fällt der Tanz um 17 Uhr aus, wohl weil es dann ohnehin bereits zu dunkel ist, um das Herzogspaar, die Ritter und die Schäffler in voller Schönheit zu bestaunen.

Adresse

Marienplatz 8, 80331 München

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Roman Kugge Deutschland mal anders

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