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Der Teufelstritt in der Münchner Frauenkirche

Der Teufel selbst hat die Kirche besucht

Wer hätte gedacht, dass sich der Teufel höchstpersönlich in eine Kirche traut? Noch dazu hinterlässt der Kontrahent Gottes wutentbrannt seinen Fußabdruck auf heiligem Boden. Was der Gläubige als Anmaßung empfindet, mag dem Neugierigen unglaubhaft erscheinen. Doch was, wenn die Geschichte stimmt?

Zumindest gibt es hierzu mehrere Sagen, die – jede für sich – einen wahren Kern enthält. Außergewöhnlich dabei ist: Dieser wahre Kern ist in jeder Sage derselbe.

Die Münchner Frauenkirche führt den Beweis für den teuflisch anmutenden Fußabdruck gleich im Bereich des Haupteingangs. Tatsächlich handelt es sich bei dem sogenannten Teufelstritt um einen schwarzen Fußabdruck, in Stein gehauen und verewigt.

Einer Sage nach, soll der Teufel selbst dafür gesorgt haben, als er sich ein Wortgefecht mit dem Baumeister Jörg Ganghofer lieferte. Doch was hat den Teufel so verärgert?

Der arme Teufel

So untrüglich, intelligent und geschickt der Teufel auch in Geschichten in Erscheinung treten mag – in dieser Sage wird er buchstäblich hinters Licht geführt.

Baumeister Ganghofer soll mit dem teuflischen Widersacher einen Pakt geschlossen haben: Er greift dem Baumeister beim Bau unter die Arme unter einer Bedingung: die Seele des ersten Dombesuchers ist der Preis für seine Hilfe. Ganghofer willigt ein. Doch als es zur Vollendung des Bauwerkes kommt, und der erste Besucher den heiligen Boden betritt, verweigert Ganghofer dem Teufel die versprochene Belohnung.

Nur wenige Meter vom Haupteingang entfernt stehend, muss der Teufel zu seinem Verdruss seinen Fehler eingestehen: er hatte vergessen, die Kirche mit Fenstern zu versehen. Und so entstand der aus Zorn eingestampfte Fußabdruck des Teufels.

In der Tat konnte der Betrachter in den Jahren zwischen 1622 und 1860 – unter der Orgelempore im Fußabdruck des Teufels stehend – nur einen fensterlosen Raum vorfinden, sämtliche Seitenfenster von den Säulen verdeckt.

Heute kann der Besucher aus der Perspektive des Fußabdruckes aber deutlich das Mittelfenster sehen. Allerdings wurde dieses Fenster zu Zeiten des Phänomens der vollständig fensterlosen Kirche von einem Hochaltar verdeckt.

Eine andere Variante der Sage lässt den Teufel vor Ärgernis über den erneuten Bau einer Kirche in das Gotteshaus treten, um noch vor Einweihung Schaden anzurichten. Ohne es zu wissen, findet sich der boshafte Geselle der Hölle mitten in dem Phänomen des fensterlosen Gebäudes wieder.

Schadenfroh und triumphierend über den vermeintlichen Baufehler springt er in die Höhe und hinterlässt beim Aufkommen seinen Fußabdruck. Erst mit seinem weiteren Vordringen in den sakralen Raum hinein erkennt er seinen Irrtum.

Seine Absicht die Kirche in Zerstörungswut niederzureißen scheitert, als er sich dafür in einen heftigen Wind verwandelt. Aufgrund seines Scheiterns soll er noch heute durch die umliegenden Straßen der Frauenkirche als Wind hindurchfegen. Armer Teufel…

Der wahre Kern

Der wahre Kern beider Sagen: Im Fußabdruck des Teufels stehend – bis auf das damals verdeckte Mittelfenster – bietet sich dem Betrachter keine Sicht auf andere Fenster. Was steckt hinter diesem Phänomen? Oder war es gar die Absicht des Baumeisters einen räumlichen Punkt zu schaffen, von dem aus keine Fenster zu sehen sind?

Historische Hinweise sprechen für die Annahme an einen bestimmten Glauben. Sie überliefern Indizien für den Glauben an eine Zwischenwelt bei Betreten der Kirche durch den sündigen Menschen.

Danach soll der Bereich zwischen Haupteingang und dem eigentlich sakralen Kirchenraum dem Eintretenden die Möglichkeit bieten, sich durch Betupfen mit Weihwasser von den Sünden zu befreien. Noch bevor der Sündige heiligen Boden betritt, kann er sich reinigen. Die religiöse Theorie: Das Weihwasser löst die Sünden. Das befleckte Wasser fließt bis in das Reich der Dämonen ab, wo Sünden mehr als willkommen sind. Sie sind Nahrung.

Eine andere Theorie verleiht dem Fußabdruck nicht eine Geschichte, sondern eine Bedeutung. Danach soll der Teufelstritt an die eigene Schattenwelt des Menschen erinnern, die er tief in seiner Seele zu verbergen weiß. Ist der Mensch von Natur aus gut, ist er nicht sogleich auch vom Bösen befreit.

In unterschiedlichen spirituellen Formen ist die Konfrontation mit dem eigenen Abgrund der Weg zur Einsicht und Erleuchtung. Dabei gilt der Mensch als ein Wesen, das durch Zweifel den eigenen Glauben in Gefahr bringen und sich damit aus der Bahn werfen kann.

Der Teufelstritt erprobt in gewisser Weise denjenigen, der in den Abdruck stapft, auf seine innere Stabilität. Eine Aussicht, die für jeden Besucher ein Wagnis darstellt.

Unweigerlich kommt die Frage auf: Wird es euch aus der Bahn werfen, wenn ihr im Fußabdruck des Teufels steht?

Adresse

Münchner Frauenkirche, Frauenplatz 12, 80331 München

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Roman Kugge Deutschland mal anders

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