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Der Schwerbelastungskörper in Berlin

Der Schwerbelastungskörper ist ein Betonklotz, so groß wie der NS-Größenwahn und ein Testlauf für Germania

Schwerbelastungskörper – Albert Speers Testlauf für Germania

In Berlin Tempelhof findet sich eines der skurrilsten Bauwerke der Stadt. Doch nicht nur der überdimensionale Betonklotz selbst mutet eigenartig an, sondern auch die Geschichte dahinter, denn letztlich handelt es sich um ein Relikt des NS-Größenwahns.

Geplante Umwandlung von Berlin zu Germania

Mitte der 1930er Jahre setzte sich Adolf Hitler auf dem Höhepunkt der Macht, nicht nur zum Ziel die nationalsozialistische Weltherrschaft zu erreichen, sondern hegte auch große Pläne für Berlin. Ein radikaler Umbau der Reichshauptstadt war geplant und sollte Berlin in Hilters Germania verwandeln. Kein Geringerer als Hitlers Chefarchitekt Albert Speer beschäftigte sich mit diesem wahnwitzigen Projekt.

Berlin sollte mit einer Ost-West-Achse und einer Nord-Süd-Achse ausgestattet werden, dass dafür zahlreiche Wohngebäude weichen müssten, war natürlich kein Grund die Pläne fallen zu lassen. Besonders rund um die Nord-Süd-Achse hatte Hitler Großes vor, denn hier sollten Monumentalbauten entstehen. Geplant war ein 120 auf 170 m großer Triumphbogen und eine große Halle, die 180.000 Besucher fassen sollte, damit Hitler seine künftigen Ansprachen vor einem möglichst großen Publikum halten können würde. Natürlich waren dies nicht die einzigen Gebäude, die geplant waren, denn Hitler und Speer wollten mit ihrem Germania eine Vorzeigestadt schaffen, wie sie die Welt noch nicht gesehen hat.

Belastungstest für das geplante NS Monument

Schwerbelastungskörper Berlin
Bild: Dieter Brügmann / CC BY-SA
Schwerbelastungskörper Berlin
Bild: Sekamor / CC BY-SA

Bauwerke in der Größenordnung, wie sie von Hitler und Speer geplant waren, sind nur dann umsetzbar, wenn die Bodenbeschaffenheit nicht mit den Plänen kollidiert, sondern diese beim Bau berücksichtigt wird. Da Speer in dem sandigen Boden Berlins eine Gefahr sah, ordnete er den Bau eines Schwerbelastungskörpers an, der am geplanten Standort des Triumphbogens errichtet werden sollte, um hier Messungen vornehmen zu können. Entsprechend wurde der Schwerbelastungskörper mit 12.000 Tonnen Beton errichtet, damit dieser das Gewicht des geplanten Triumphbogens aufwies. Während der Betonklotz 14 Meter über die Erdoberfläche ragt, reicht er weitere 18 Meter in den Boden hinein. Für die Messungen war die Deutsche Gesellschaft für Bodenmechanik zuständig, die noch im Jahr 1944 Messungen vornahm.

Wie die spätere Auswertung der Messergebnisse zeigte, wäre der Bau des Triumphbogens an angedachter Stelle in der geplanten Form nur mit aufwendigen Stabilisierungsmaßnahmen möglich gewesen, da der Schwerbelastungskörper deutlich in die sandige Erde eingesunken war. Nach nur zwei Jahren war der Betonklotz bereits um ganze 19 Zentimeter abgesunken.

Vom Versuchsobjekt zum Denkmal – der schiefe Turm von Tempelhof

Schwerbelastungskörper Berlin
Bild: Chatchamp Jörg Tilmes / Copyrighted free use

Nach dem Zweiten Weltkrieg standen Überlegungen im Raum, den unansehnlichen Betonklotz einfach zu sprengen. Dies musste jedoch verworfen werden, da er zu nah an einem Wohngebiet lag und die dortigen Häuser durch die Sprengung hätten beschädigt werden können. So nutzten erst einmal die Wissenschaftler den Kollos weiter, um Messungen vorzunehmen. Ab 1983 verwilderte das Gelände zusehends und blieb ohne weitere Nutzung der Natur überlassen. Im Jahr 1995 wurde das denkwürdige Bauwerk in die Denkmalliste der Hauptstadt aufgenommen, denn es ist das einzige greifbare Zeugnis der NS Stadtplanung. Seit 2002 kann das Bauwerk in den Monaten April bis Oktober besichtigt werden. Da an dem Bauwerk natürlich der Zahn der Zeit genagt hat, sollten Besucher festes Schuhwerk tragen und werden mit bereitgestellten Sicherheitshelmen ausgestattet.

Schwerbelastungskörper Berlin
Bild: Drrcs15 / CC BY-SA

Drei Stelen informieren auf dem Gelände die Besucher über die Entstehung und den einstigen Zweck des Bauwerks. Über eine Aussichtsplattform können Besucher den schiefen Turm besteigen. Wer sich hier umblickt und Hitlers Pläne vor Augen hat, dem wird klar, dass es bei Durchführung Berlin wie wir es heute kennen nicht geben würde, denn große Teile der gewachsenen Stadt wären den geplanten Baumaßnahmen zum Opfer gefallen. Schon alleine beim Anblick des Schwerbelastungskörper wird klar in welche Dimensionen die Pläne für Germania hatten. In der kleinen Dauerausstellung zeigt sich, dass so mancher Berliner Zeitzeuge die Pläne von Hitler und Speer in die Kategorie Größenwahn einordneten.

Adresse

General-Pape-Straße 34A, 12101 Berlin

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Roman Kugge Deutschland mal anders

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