Sie waren im Zweiten Weltkrieg als Wunderwaffen geplant und letztlich doch kaum mehr als klobige Festungen aus Beton. Adolf Hitler höchstpersönlich soll die ersten Skizzen über die Flaktürme in den großen Metropolen Deutschlands angefertigt haben.
Und nach einem „Endsieg“ sollten sie zu Burgen des Dritten Reichs umgestaltet werden. Die Geschichte nahm einen anderen Verlauf, und heute präsentiert sich der sogenannte „Flakturm Paar III“, heute Humboldthain-Flakturm genannt, im Berliner Volkspark Humboldthain als Relikt einer unseligen Zeit und als monströser Klotz.
Eine Skulptur unter einem grünen Dach
Wenn die Bäume auf der Humboldthöhe ein grünes Blätterdach tragen, ist von dem alten Flakturm kaum noch etwas zu sehen. Die Landschaft befindet sich wieder in einer Art Urzustand.
Unter den Bäumen versteckt sich der massige Bunker mit seinen beiden Flaktürmen. Auch die Skulptur aus Aluminium, die der Künstler Arnold Schatz im Jahr 1967 gestaltete und mit der er die deutsche Einheit anmahnte, ist halb verdeckt.
Wer die Aussicht genießen möchte, muss sich schon der Mühe unterziehen und hinauf zur Turmspitze wandern. Er kommt dann an einer Kletterwand des Deutschen Alpenvereins vorbei.
Ein Rückzugsort für die Fledermäuse
Nach einem Blick aus luftiger Höhe auf die Stadt Berlin und den Ortsteil Wedding lohnt sich aber auch der Abstieg in die Unterwelt. Zwar ist der Bunker in der kalten Jahreszeit ein Rückzugsort von einigen hundert Fledermäusen, doch zwischen April und Oktober werden auf der Humboldthainhöhe Führungen angeboten.
Eine interessante Geschichte
Mitarbeiter des Vereins Berliner Unterwelten geben Aufschlüsse zur Geschichte dieses Bauwerks, das französische Truppen nach Ende des Krieges sprengen wollten und dabei scheiterten. Deshalb sind auch nur Teilbereiche des Bunkers Humboldthain begehbar. Die früheren Bunker, errichtet im Jahr 1941, breiten sich unter dem gesamten Park aus.
Sie sollten die Bevölkerung vor den Luftangriffen schützen. Ursprünglich planten die Nazis für Berlin sechs Flaktürme. Gebaut wurde dann aber lediglich im Tiergarten, Friedrichshain und Humboldthain. Dies alles unter der Oberaufsicht des Generalbauinspekteurs Albert Speer.
Über Stufen geht es in die Unterwelt
Vor einer Führung wird ein schwerer Betondeckel als Zugang mit Spezialwerkzeugen geöffnet. Über Stufen geht es in die „Unterwelt“, und wer sich als Besucher zu einer Visite des Bunkers anmeldet, sollte wissen, dass er sich durch eine schmale Öffnung zwängen muss.
Es ist erstaunlich, dass die Wurzeln der Bäume durch den fast zwei Meter dicken Beton einen Weg gefunden haben. In diesem Bunker konnten im Zweiten Weltkrieg Mütter mit ihren Kindern in kleinen Kammern übernachten.
Erhalten ist die Kammer Nummer 16. Sie ist sechs Quadratmeter groß und war einst mit mehrstöckigen Betten ausgestattet. Besucher spüren noch immer den Hauch der nackten Angst, die einst die Berliner während des Bombenhagels in die Flaktürme trieb.
Auf den unteren vier Etagen sollen sich gegen Ende des Krieges bis zu 50.000 Menschen gedrängt haben. Die Idee dieser Bauwerke als Bollwerk gegen feindliche Flugzeuge bewährte sich allerdings nicht. Immerhin retteten die Bunker das Leben vieler Menschen.
Adresse: Wo befindet sich der Flakturm?
Den Turm könnt ihr an der Adresse Hochstraße 5, 13357 Berlin besichtigen. Der Turm befindet sich im Berliner Volkspark Humboldthain.