Die deutsche Hauptstadt Berlin ist hierzulande wie auch international schon lange für ihre zahlreichen skurrilen und historisch bedeutsamen sowie außer- und ungewöhnlichen Orte bekannt. Zur illustren und umfangreichen Reihe diesbezüglicher Bauwerke und Gebäude, Plätze und Straßen sowie Parks und Grünanlagen zählt seit Anfang November 2010 auch das seither viel beachtete „Designpanoptikum“. Der ursprünglich aus Moskau stammende und seit 1991 in Deutschland ansässige Fotograf Vlad Korneev präsentierte seine über die Jahrzehnte gesammelten Exponate und Requisiten vorrangig aus den Bereichen Medizin, Film, Sport, Luftfahrt, Bauwesen und Industrie zunächst am ersten Standort des rundum erstaunlichen und überraschenden Hauses in der Torstraße im Bezirk Mitte.
Ein russischer Fotograf pflegt seit zehn Jahren seine Liebe zu seltsamen Dingen
Im Jahr 2017 verlegte der ständig nach neuen Stücken im gesamten Bundesgebiet suchende Initiator seine permanent und unablässig wachsende Sammlung in die Poststraße im historischen Nikolaiviertel beim Alexanderplatz, wo die Besucher diese seither in einer größeren Ausstellungsfläche besichtigen und bewundern können.
Die Besucher sollen angesichts unerwarteter Anblicke staunen und nachdenken
Der so umtriebige Museumsdirektor legt laut Interviews großen Wert auf den besonderen Charakter seiner Sammlung, welche anders als herkömmliche Museen weniger Gewicht auf detaillierte und genaue Erklärungen zur technischen Entwicklung von Objekten legt, sondern vielmehr deren hauptsächlich optisch surreal und skurril wirkende Eigenschaften in den Vordergrund stellt. Folgerichtig verfügen die zahlreichen Exponate auch über keine Beschilderungen zu ihrer jeweiligen Herkunft, sondern sind ganz bewusst in Hinsicht auf möglichst assoziative Wirkung effektiv angeordnet, komponiert und zusammengestellt.
Das Designpanoptikum ist surreales Museum für industrielle Objekte
In Verbindung mit einer darauf abgestimmten Beleuchtung in den einzelnen Räumlichkeiten ist auf diese Weise ein begehbares Gesamtkunstwerk entstanden, welches in den Medien häufig mit den Kunst- und Wunderkammern sowie Kuriositäten- und Raritätenkabinetten aus der früheren Museumsgeschichte vom 15. bis 19. Jahrhundert verglichen wurde und wird. Durch die oftmals stark verfremdete Anordnung und Präsentation der Objekte will der Leiter des Hauses seine Gäste auch ausdrücklich zum Nachdenken und Sinnieren über deren einstige Funktionen anregen.
Viele der verfremdet ausgestellten Exponate stammen aus dem „Wilden Osten“
Eine tragende und wichtige Rolle bei der derart intendierten Wirkungsweise spielt auch das zumeist höhere Alter der einzelnen Ausstellungsstücke, die zum größten Teil aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts sowie häufig aus ostdeutscher und osteuropäischer sowie sowjetischer Produktion stammen. Passend zum eigentlichen Beruf Vlad Korneevs sind im Designpanoptikum etwa Filmprojektoren des 1926 in Dresden gegründeten und dort lange ansässigen einstigen Weltmarktführers für Schmalfilmkameras „Zeiss Ikon“ sowie des im Jahr 1933 in der Tschechoslowakei als „Optikotechna“ gegründeten heutigen Unternehmen „Meopta“ ausgestellt, die bis 1989 in den Parteischulen der SED in der DDR genutzt wurden.
Ebenfalls zu sehen ist eine Plattenkamera für gläserne Fotoplatten sowie Daguerreotypien und Kalotypien aus dem 19. Jahrhundert. Seine eigenen Werke stellt Vlad Korneev in der integrierten Fotogalerie, dem „Lichtbildpanoptikum“, aus. Zu weiteren sehenswerten technischen Gerätschaften zählen eine „Eiserne Lunge“ für die Beatmung von Patienten mit Lungenkrankheiten, eine Höhensonne für die Ultraviolettbestrahlung sowie Triebwerksteile eines sowjetischen Kampfzonentransporters vom Typ „Antonow An-26“.
Der extravagante Museumsdirektor ist Teil der Schau und erklärt seine Schätze
Zwischen unzähligen weiteren kleinen Objekten, historischen Möbeln und vielen eigens in Pose gesetzten Schaufensterpuppen stehen außerdem auch metallische Operationstische des ehemaligen deutschen Medizintechnikherstellers „Maquet“ aus Rastatt und mehrere alte Zahnarztstühle, deren teils martialisches und Furcht einflößendes Äußeres das große Leid früherer Patienten für Besucher sofort nachvollziehbar macht. Bei einem Gang durch die Räume des Museums werden dessen Gäste mitunter auch vom Gründer und Leiter selbst begleitet, der zu vielen der dort gezeigten Gebrauchsgegenstände, Installationen, Konstruktionen und Objekte aus einem Zeitraum von gut 100 Jahren amüsante Anekdoten und teils haarsträubende Geschichten zu erzählen hat. Auch Fragen seiner Gäste werden von Vlad Korneev stets freundlich und fachkundig sowie geduldig und meist mit leichtem Augenzwinkern beantwortet.
Adresse
Das Designpanoptiukum befindet sich mitten im Nikolaiviertel in der Poststraße 7 in 10178 Berlin südwestlich des Alexanderplatzes und Roten Rathauses.
Öffnungszeiten
Es ist von montags bis samstags von 11.00 bis 18.00 Uhr für den Publikumsverkehr geöffnet.
Eintrittspreise
Der Eintrittspreise beträgt 10 € für alle Besucher. Gruppen von mehr als 10 Personen zahlen 9 € pro Person.