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Die Schiffswracks von Blankenese

Alljährlich geben wandernde Sandbänke Schiffsreste frei - von der Hansekogge bis zum Küstentanker

Die Elbe von ihrer Mündung bis hinauf nach Hamburg ist seit jeher einer der meist befahrenen Seefahrtstraßen der Welt – und eine der gefährlichsten. Die Zahl der Havarien, Kollisionen, Strandungen, Schiffsuntergänge und Tragödien geht in die Tausende. Alljährlich geben wandernde Sandbänke Schiffsreste frei – von der Hansekogge bis zum Küstentanker. Schifffahrts- und Wrackmuseen von Cuxhaven bis Lauenburg erzählen ihre oft traurigen Geschichten.

Doch zwei Schiffswracks brauchen kein Museum, um an sich und ihr Schicksal zu erinnern, denn sie stehen sozusagen für sich selbst. Nicht als Museumsstücke, sondern als Wellenbrecher am Falkensteiner Ufer vor Blankenese angelandet, sind sie bei Ebbe besonders gut zu sehen – und mit den Jahrzehnten zu einer kleinen Touristen-Attraktion avanciert.

Ausgebrannter Polarstern: Das Schicksal der „Polstjärnen“

„Polstjärnen“ (Polarstern) war ein finnisches Segelschiff mit schwedischem Namen, weil es vor hundert Jahren (und heute noch) viele schwedisch sprechende Menschen im noch jungen Staate Finnland gab. Nach dem 1.Weltkrieg, in der Ära des Dieselmotors, wurde die hölzerne Viermastbark zum Motorsegler umgerüstet. Dieser Motor aber flog am 20.Oktober 1926 in die Luft – das mit einer Ladung Holz für Großbritannien beladene Schiff ging auf dem Nord-Ostsee-Kanal unweit der Elbemündung in Flammen auf. Die Crew konnte sich retten, Schlepper busierten das tagelang brennende Wrack ans Falkensteiner Ufer und setzten es dort auf Grund. Später wurde das ausgebrannte Schiff mit Steinen beladen, damit es nicht aufschwamm – bis heute hält der zähe Holzrumpf den Wellen stand und überstand sogar die Sturmflut von 1962. Die Schiffsbauer haben seinerzeit wirklich solide gearbeitet.

Im Nebel gerammt: Die Kollision der „Uwe“

Direkt neben der „Polstjärnen“ gemahnt das Heck eines Eisenschiffes an die – neben der Strandung auf Sandbänken – mit Abstand größte Gefahr auf der Elbe: Kollisionen bei schlechter Sicht, speziell bei Nebel.

Am 19.Dezember 1975 stießen der Frachter „Wiedau“ und die viel größere „Mieczyslaw Kalinowski“ (ein fast noch brandneues polnisches Containerschiff aus Danzig) zusammen, wobei die „Wiedau“ aus dem Ruder lief und zur Seite weg gedrückt wurde. Dieser an sich glimpfliche Ausgang wurde Sekunden später zur Tragödie, als der Havarist das Binnenschiff „Uwe“ rammte und den seinerseits viel kleineren Frachter in der Mitte glatt durchtrennte, wobei die „Wiedau“ selbst kenterte – ihre Besatzungsmitglieder konnten sich retten, ebenso wie der Kapitän der „Uwe“ , nicht aber seine beiden Maschinenleute. Während die 31 jahre alte „Wiedau“ abgewrackt wurde, ging das Achterschiff der „Uwe“ am Falkensteiner Ufer als Wellenbrecher auf Strand.

Selbstverständlich sind beide Wracks nicht mehr „komplett“ – von dem, was seinerzeit auf Strand gesetzt wurde, haben sich die Wellen Stück für Stück ihren Teil geholt. Irgendwann einmal werden die Überreste ganz verschwunden sein oder, weil sie nunmehr selbst eine Gefahr für die Seefahrt darstellen, beseitigt werden müssen. Neue Wellenbrecher werden an ihre Stelle treten – vielleicht (was niemand hofft) neue Wracks mit ihrer eigenen traurigen Geschichte. Denn Schiffsunglücke wird es auf der tückischen Elbe immer geben.

Adresse

Falkensteiner Ufer, 22587 Hamburg

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Roman Kugge Deutschland mal anders

Herzlich willkommen auf Deutschland mal anders! Mein Name ist Roman und zusammen mit meinem Team stellen wir euch auf dieser Seite die skurrilsten Orte Deutschlands vor.

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