StartBrandenburgKampehlDie rätselhafte Mumie des Ritter Kahlbutz

Die rätselhafte Mumie des Ritter Kahlbutz

Eine rätselhafter Leichnam, der nicht verwest

Schauplatz eines kuriosen Falles aus Brandenburg: Das kleine Dorf Kampehl bei Kyritz.

Besser könnte es Hollywood nicht schreiben, ein altertümliches Mysterium, dem seit über 300 Jahren niemand in der Lage ist, auf den Grund zu gehen. Touristen aus aller Welt besuchen die nackte Leiche des Ritters Christian Friedrich von Kahlbutz in Scharen. Was das Besondere an diesem Ritter sein soll? Nicht etwa, dass er nackt ist, nein, eher die Tatsache, dass man das überhaupt noch erkennen kann. Denn was aus der Feder eines guten Horrorautors zu stammen scheint, gehört in der Gemeinde Kampehl zur Normalität: Der gute Ritter Kahlbutz, auch Kalebutz genannt, ist nämlich mumifiziert, ohne, dass er jemals wirklich mumifiziert wurde! Einzig eine vom Ritter selbst vor Gericht gebrachte Aussage mag dafür verantwortlich sein.

Doch zurück zum Anfang, Christian Kalebutz war wohl ein Schürzenjäger wie er im Buche steht. Er führte sogar das Gesetz ein, das Recht auf die „erste Nacht“ zu haben, um so mindestens 30 außereheliche Kinder zu zeugen. Das bedeutet, dass er das Vorrecht darauf hatte, die Hochzeitsnacht mit den Bräuten von anderen Männern zu verbringen. Nötig hatte es er eigentlich nicht, denn er war verheiratet und hatte mit seiner eigenen Ehefrau wohl an die zehn Kinder. Jedenfalls wollte eine der Bräute, die auch noch unglaublich schön gewesen sollt, nicht mit Ritter in ihr Schlafzimmer verschwinden, und der Ritter erschlug natürlich kurzum den Verlobten, einen Schäfer aus dem Dorf. Die Braut war daraufhin ziemlich sauer auf den Ritter und zerrte ihn vor ein öffentliches Gericht. In der damaligen Zeit, also vor über 300 Jahren, genügte es allerdings dem Richter, wenn der Ritter schwor, nichts mit der Tat zu tun zu haben. Was Kalebutz selbstverständlich tat, er dementierte jeden Vorwurf, etwas mit dem Verbrechen zu tun gehabt zu haben. Er schwor sogar darauf.

Sorgte dieser Schwur etwa dafür, dass wir ihn heute noch, im wahrsten Sinne des Wortes „haargenau“ betrachten können? So wie er heute da liegt, in seinem gläsernen Sarg wie ein männliches Schneewittchen, kann man sich nämlich sehr genau vorstellen, wie er mal ausgesehen könnte. Die Haut ist zwar inzwischen wie Leder, doch sogar Schuh und Hut liegen noch neben ihm und selbst ein paar Haare kann man noch erkennen! Wie das wohl gekommen sein könnte? Die Überlieferung besagt, dass Ritter von Kahlbutz ausgesagt haben soll: „Ich bin nicht der Täter – und sollte ich es doch gewesen sein, so möge Gott dafür sorgen, dass mein Leichnam niemals verwese.“ Eine starke Aussage, oder?

„Ich bin nicht der Täter – und sollte ich es doch gewesen sein, so möge Gott dafür sorgen, dass mein Leichnam niemals verwese.“

Nach seinem Tod im Alter von 52 Jahren, wurde er nicht beerdigt, da er laut Pfarrer als Mörder galt und Mörder wurden schließlich nicht begraben. Ein Glück für den Tourismusverband der Region, denn so können jedes Jahr Zehntausende von Besuchern den nackten Ritter besuchen und sich den Kopf darüber zerbrechen, wie es wohl dazu kommen konnte, und ob es doch mehr zwischen Himmel und Erde gibt, als wir derzeit wissen. Selbst Wissenschaftler aus der Berliner Charité konnten sich keinen schlüssigen Reim darauf machen, warum Kalebutz ist, wer er ist. Doch seien wir mal ehrlich, genau die Tatsache, dass wir es nicht wissen, macht uns doch neugierig und lässt unsere Herzen schneller schlagen.

Dorfkirche Kampehl in der die Mumie des RItter Kahlbutz liegt
Bild: Kvikk / CC BY-SA

Manche Geheimnisse sollte man nicht lüften, und vielleicht war es ja wirklich am Ende der Schwur, den der Ritter vor Gericht leistete, um seine Unschuld zu beteuern. Die Bewohner der kleinen Gemeinde kämpften jedenfalls über Jahrzehnte dafür, dass ihr „nackter Ritter“ bei ihnen bleiben darf, denn es ist schon ein echtes Highlight, und durchaus ein triftiger Grund, um sprichwörtlich die Kirche im Dorf zu lassen, wo ihr ihn euch zwischen Juni und September besuchen könnt . Überzeugt euch selbst von diesem außergewöhnlichen Ort, der letzten Ruhestätte des Ritters Christian Friedrich von Kahlbutz in der Dorfkirche von Kampehl.

Adresse

Dorfkirche Kampehl, Kampehl, 16845 Neustadt (Dosse)

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