Im Konzentrationslager Sachsenhausen nahe Berlin erlitten viele Menschen in der NS-Zeit unvorstellbares Leid. In der Zeit zwischen 1945 und 1950 fungierte es als sowjetisches Lager, es kam ebenfalls zu massiven Menschenrechtsverletzungen. Die Gedenkstätte Sachsenhausen in Oranienburg erinnert an die traurige Geschichte des Orts. Als Besucher könnt ihr euch in dreizehn kleinen Dauerausstellungen über die Historie des Lagers informieren.
Dezentrales Ausstellungskonzept an authentischem Ort
Der offizielle Name Gedenkstätte und Museum Sachsenhausen zeigt die doppelte Funktion dieses Orts: Er soll erstens Raum zum Trauern geben. Zweitens haben die Verantwortlichen den Anspruch eines modernen zeithistorischen Museums, sie wollen Aufklärungsarbeit leisten. Ihr erfahrt in dieser Gedenkstätte hautnah das Grauen, zugleich lernt ihr viel über die NS-Zeit und die anschließende Besatzungszeit sowie die DDR-Erinnerungspolitik.
Die Gedenkstätte setzt konsequent auf ein dezentrales Konzept: Bei einem Besuch des Geländes könnt ihr unabhängig voneinander dreizehn Dauerausstellungen besichtigen, die sich in historischen oder nachgebauten Gebäuden sowie im Freien befinden. Diese Ausstellungen beschäftigen sich jeweils mit einem bestimmten Themengebiet und bringen es prägnant nahe.
Die Dauerausstellungen zur NS-Zeit: Blick auf Täter und Opfer
Den Verantwortlichen der Gedenkstätte und Museum Sachsenhausen gelingt es eindrucksvoll, Täter, Opfer und die Lagerstrukturen aus verschiedenen Perspektiven zu beleuchten. Dabei greifen sie häufig auf biografische Schilderungen zurück, anhand von Lebensgeschichten zeigen sie die Werdegänge exemplarisch auf. Wie konnte jemand zum Verbrecher und zum Mörder werden? Welche Hintergründe hatten die Opfer, darunter politisch Verfolgte, Juden sowie Sinti und Roma?
Im Haus des KZ-Kommandanten widmet sich die Gedenkstätte zum Beispiel dem Thema „Arbeitsteilige Täterschaft“. Sie schildert, wie die Konzentrationslager-SS diesen Ort seit der Gründung 1936 bis zur Befreiung 1945 organisiert hat. Beispielhaft beschreibt sie bestimmte Tätertypen. In der Ausstellung „Medizin und Verbrechen. Das Krankenrevier des KZ Sachsenhausen“ setzt sie sich mit den verbrecherischen Aktionen von Ärzten an den Inhaftierten auseinander.
Mehr als 200.000 Menschen mussten in der NS-Zeit im KZ Sachsenhausen leiden. Zehntausende starben dort: geschwächt von Zwangsarbeit, erkrankt, ausgezehrt von Hunger, ermordet. Für viele weitere Gefangenen war das KZ nur eine Zwischenstation, sie fielen in Vernichtungslagern dem NS-Wahn zum Opfer.
Die Geschichte des sowjetischen Lagers und DDR-Erinnerungskultur
Am 22. April 1945 befreiten russische und polnische Einheiten der Roten Armee die verbliebenen rund 3.000 Überlebenden des Konzentrationslagers. Die Sowjetunion nutzte den Ort anschließend als Gefangenenlager, in dieser Zeitspanne bis 1950 starben etwa 12.000 der circa 60.000 Insassen. Auch daran erinnert die Gedenkstätte Sachsenhausen, die Bestandteil der Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten ist. Besucher finden in der Ausstellung „Sowjetisches Speziallager Nr. 7/Nr. 1 (1945–1950)“ Wissenswertes. Einige Jahre nach dem Ende der Lagernutzung eröffnete die DDR 1961 die Nationale Mahn- und Gedenkstätte Sachsenhausen. Damit befasst sich die Ausstellung „Von der Erinnerung zum Monument. Die Geschichte der Nationalen Mahn- und Gedenkstätte Sachsenhausen 1950–1990“. Das Museum erläutert an diesem Beispiel die DDR-Erinnerungspolitik, die den Sieg über den Faschismus feierte, ihn aber zugleich politisch instrumentalisierte.
Preise: Freier Eintritt und informative Führungen
Der Zugang zur Gedenkstätte und sämtlichen Ausstellungen ist kostenlos. Bezahlen müsst ihr nur Führungen, für die es günstige Gruppenpreise gibt. So zahlt eine Gruppe bis zu 15 Erwachsenen insgesamt 65 Euro, Ermäßigte wie Schüler 15 Euro.
Öffnungszeiten
Die Öffnungszeiten sind vom 15. März bis zum 14. Oktober von 8:30 Uhr bis 18:00 Uhr, im Rest des Jahres verkürzt auf 16:30 Uhr.
Adresse
Str. der Nationen 22, 16515 Oranienburg