Mit Berlin verbindet man wenig Mittelalterliches. Doch inmitten eines großen Platzes, nicht weit vom Roten Rathaus und vom Fernsehturm entfernt, erhebt sich die Marienkirche, die letzte original erhaltene mittelalterliche Kirche Berlins. Drumherum war einst ein enges Straßengewirr, dem die Bomben des Zweiten Weltkriegs den Garaus gemacht haben. Geht ihr hinein in diese beeindruckende Kirche mit ihrem charakteristischen Turm, erwartet euch Stille und Erholung vom städtischen Treiben und Gewusel. Und eine ganze besondere Überraschung: ein Totentanz-Mosaik.
Der Totentanz
Bevor ihr das monumentale Langhaus betretet, steht ihr in der Turmhalle. Dort befindet sich ein faszinierendes Kleinod des alten Berlin: der Totentanz! Einst direkt auf die Innenwände der Halle gemalt, sollte das Wandbild daran erinnern, dass jeder, ob feiner Herr oder Bauer, ob Edelmann oder arme Magd, jederzeit vom Tod geholt werden kann und dass vor dem Tod alle gleich sind. In einem gruseligen Reigen stehen die ehemals Mächtigen nun, die Ritter, Bischöfe, Könige und Mönche, halten dem Tod die Knochenhand und feiern ihr letztes Fest. In ergreifenden Versen bitten sie den Tod um Aufschub.
Doch auch die Erlösung ruft: In ihrer Mitte sehen wir den gekreuzigten Jesus, der zwar am Kreuze stirbt, aber am dritten Tage auferstanden ist. Die Auferstehung, auf die hoffen die sterblichen Gläubigen in dieser uralten Kirche bis heute. Als das Fresko entstand, am Ende des 15. Jahrhunderts, war der Tod wohl besonders gegenwärtig, denn die Pest wütete in der Stadt, eine Epidemie, die manchmal mehr als die Hälfte der Bevölkerung dahinraffte. Das Fresko wurde erst vor etwa 160 Jahren wiederentdeckt!
Das Spendermosaik
Das über 500 Jahre alte Fresko ist allerdings schon sehr verblasst, seine Restaurierung war langwierig und aufwändig. Auch sonst besitzt die Marienkirche kostbare Kunstwerke, die erhalten werden wollen und teils eine dringende Restaurierung nötig haben, Werke von Lucas Cranach und Albrecht Dürer sind darunter. Ihr könnt an der Erhaltung der Kunstsammlung St. Marien persönlich mitwirken!
Direkt im Eingangsbereich findet ihr das farbenprächtige Mosaik eines Abschnitts des Berliner Totentanzes, das mit eurer Hilfe fertiggestellt werden kann. Erwerbt ihr ein Mosaiksteinchen für 2,50 € – oder gerne auch mehrere -, könnt ihr dieses an seinem passenden Platz aufkleben und schon bekommt der Edelmann ein weiteres Stück seines blauen Tuches, der Franziskanermönch eine weitere Falte seiner härenen Kutte oder der Tod selbst einen weiteren Abschnitt seiner knochigen grauen Hand. Allmählich nimmt dann das 2 x 6 Meter große Mosaik farbige Gestalt an, genau wie das Wandfresko selbst, das Stück für Stück, Person für Person, Vers für Vers nach 15 Jahren aufwändiger Restaurierung wieder in neuem alten Glanz erstrahlt und nun uns Heutige an unsere Sterblichkeit, aber auch an die künstlerische Meisterschaft der Menschheit über alle Zeiten hinweg erinnert.
70 000 Mosaiksteine warten auf helfende Hände. Es ist übrigens kinderleicht: Ihr kennt sicher alle noch die Ausmalbücher „Malen nach Zahlen“, so ähnlich funktioniert auch dieses Mosaik. Die Konturen sind bereits vorgezeichnet, sie müssen nur durch die farbigen Steinchen ausgefüllt werden. Beteiligt euch an diesem Kunstwerk aus unserer Zeit an diesem besonderen Ort des alten Berlin!
Adresse: Wo kann man am Mosaik mitwirken?
Karl-Liebknecht-Str. 8, 10178 Berlin