Mit der Verleihung des renommierten Pritzker-Preises 1986 an den Architekten Gottfried Böhm wurde der extravagante Bau des Bensberger Rathauses als Gebäude von internationalem Rang gewürdigt. Wurde der Bau in seiner Entstehungszeit noch mit reichlich Spott und Kritik belegt, gilt er heute als eines der markantesten Rathäuser Deutschlands. Seinen Reit macht vor allem der Kontrast aus Altem Schloss und moderner Bauweise aus.
Ein Rathaus mit langer Geschichte
Das Alte Schloss
Der historische Gebäudeteil geht bis weit ins Mittelalter zurück. Vermutlich geht das Bensberger Schloss, das gemeinhin als Bensberger Burg bezeichnet wird, mindestens auf die Stauferzeit im 12. Jahrhundert zurück. Im Laufe seiner Geschichte wurde es mehrfach beschädigt und verlor irgendwann an Bedeutung, sodass nur Teile erhalten blieben.
Das Rathaus
In den 1960er Jahren wurde beschlossen, dass an seinem Standort ein Rathaus entstehen soll. Zentraler Punkt der Ausschreibung war die Einbeziehung der historischen Gebäudeteile. von diesen waren damals noch der Bergfried, Teile der Außenmauer, der Engelbertturm, Burgportale, Gewölbekeller und ein kleiner Turm erhalten.
Den Zuschlag erhielt Böhm, weil ihm die Kombination aus alt und neu im Sinne der Ausschreibung gelungen war und er mit dem neuen Teil des Baus von dem eintönigen damaligen Baustil abwich. Vor allem der polygonale Treppenturm mit seinen rahmenlosen Fensterbändern, die sich spiralförmig nach oben winden, ist ein mutiges, außergewöhnliches Konstrukt. Seine Spitze hat keine Funktion und kann lediglich über eine Leiter erreicht werden – was damals den größten Spott über das Bauwerk hervorrief, gilt heute als Wahrzeichen des Rathauses.
Die Bürger feixten, dass dieser Turm lieber im Affengehege des Kölner Zoos stehen sollte, so kam es zu seinem Namen Aapefelse (Affenfelsen), der bis heute gebräuchlich ist. Doch die Kritik und Verhohnepipelungen gingen weit darüber hinaus. Schießschartenungeheuer, Zementbunker oder auch Beamtenbunker waren einige der Titel mit denen das Rathaus belegt wurde.
Ein brutaler Kontrast
Tatsächlich liegt der Reiz des Rathauses jedoch gerade in seinem Kontrast aus Betongebäude und mittelalterlicher Trutzburg. Für den Ratssaal wurden beispielsweise als Rückwand die Reste des historischen Ringwalls verwendet. Zum Innenhof hin gibt eine bodentiefe Glasfront den Blick auf diesen Mix frei.
Seit 1982 steht das Burg-Rathaus unter Denkmalschutz und musste vor einigen Jahren auch aufwendig saniert werden. Heute wird es vor allem als Ikone der Nachkriegsmoderne gesehen und gilt als Stolz von Bensberg, das ironischerweise nur wenige Jahre nach Fertigstellung seines Rathauses in die Stadt bergisch-Gladbach eingemeindet wurde.
Adresse
Wilhelm-Wagener-Platz, 51429 Bergisch Gladbach