Das kleinste Museum Berlins bietet auf lediglich 20 m² ein kurioses Bild. Auf den ersten Blick scheint es eine Mischung aus Schrott und Antikgegenständen. Doch was und wer steckt eigentlich hinter dem Museum?
Der 1950 im Allgäu geborene Roland Albrecht gründete das Museum der unerhörten Dinge im Jahr 1997. Es besteht aus lauter Dingen, die Albrecht gefunden hat. Oder waren sie von vornherein füreinander bestimmt? jghg
Mit elf Jahren gelangte er in Besitz des ersten Stückes: eines Fernrohres. Er errettete es aus den Händen eines Jungen, der den Gegenstand nicht zu schätzen wusste und gab ihm eine Heimat. Denn, was der Junge nicht erkannt hatte, war, dass es sich um das Fernrohr von Kolumbus handelte. Für viele Jahre landete es dann in seiner Schatztruhe, deren Inhalt stetig anstieg.
Wie ihr vielleicht nun schon ahnt, sind nicht die Ausstellungsstücke allein eine Besonderheit. Ihren Zauber entfalten sie erst durch ihre Geschichte.
Für Roland Albrecht birgt jeder Gegenstand eine Vergangenheit, die es wert ist, erzählt zu werden. Ob die Geschichten wahr sind, lässt sich ohnehin nicht überprüfen. Einen Gegenstand mit wahrer Geschichte gibt es allerdings: eine Postkarte mit der Schwangerschaftsuntersuchung einer Begine. Hier bietet die Historie allein genügend Skurrilität. Wieder andere Gegenstände erzählen etwa von der ersten lesbischen Hochzeit oder von einem Flugzeugabsturz über Peru.
Dank der Geschichten verbringen die meisten Besucher etwa zwei Stunden in dem Mini-Museum. Unter jedem ausgestellten Gegenstand hängt ein Schild, auf dem die Geschichte abgedruckt ist. Schon seit 1999 findet man diese auch auf der offiziellen Website des Museums.
Wenn Roland Albrecht seine Geschichten kreiert, lauscht er den Fundstücken bis sie ihm eine Geschichte offenbaren. Passend nennt er die Dinge mit Geschichte „die lauten Dinge“. Jene, die sich noch in Verschwiegenheit hüllen, sind „die leisen Dinge“. Sie lagern, zusammen mit einigen lauten Dingen, die gerade nicht ausgestellt werden, im Depot, welches gleich an den Ausstellungsraum angrenzt. Die leisen Dinge hängen dort, sortiert nach Gewicht, an der Wand. Eine Keksausstecher in Form eines Hasen hängt dort neben einer Mausefalle und ein Porzellanteller neben einer Garnrolle.
Der Gegenstand mit dem dies alles seinen Anfang nahm, ist der Arm einer Winkekatze. Ihn fand er am Straßenrand. Aus Mitleid nimmt er das Stück mit und recherchiert anschließend über Monate hinweg zu der asiatischen Mythologie, die die Katze umgibt. Dadurch inspiriert, schrieb Albrecht zwei Texte, die sich stilistisch an den japanischen Autor Haruki Murakami anlehnen.
Pro Jahr erweitert sich das Gedankengut des Museums um etwa drei Geschichten. Die Ausstellungsstücke sind eine subjektive Auswahl. Mitgenommen wird nur das, das Albrecht auch augenblicklich anspricht. Ob sie anderen nun als Banalitäten erscheinen, Albrecht lauscht ihrer Geschichte und gibt ihnen eine Heimat.
Seit 2019 ist auch ein Buch unter dem Titel „Museum der Unerhörten Dinge“ erhältlich. Darin verwebt Albrecht wieder einmal Fiktion mit Realität. Zwischen den Buchdeckeln steckt die gesamte Geschichte verschiedener Gegenstände und gleichzeitig werden Fragen beantwortet, die ihr euch noch nie gestellt habt: Warum ist Messwein weiß und nicht rot? Wieso grüßt man auf See mit „Ahoi“?
Hier findet man alle Antworten auf diese Fragen und wird zudem großartig mit den bizarren Geschichten unterhalten.
Öffnungszeiten
Das Museum hat drei Tage in der Woche (Mittwoch bis Freitag) geöffnet. Geöffnet ist jeweils von 15:00 bis 19:00 Uhr. Die restliche Zeit über ist Roland Albrecht bildender Künstler und Autor.
Eintrittspreise
Das Geld kann bei einem Besuch ruhig in der Tasche bleiben, denn der Eintritt ist frei.
Adresse
Crellestraße 5-6, 10827 Berlin