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Neues Schloss Herrenchiemsee

Das „deutsche Versailles“, das dem Original jedoch nie Konkurrenz machen konnte

Es ist Nacht. Tausende Kerzen brennen und ihr Schein wird durch Spiegel vielfach zurückgegeben. Ein glänzendes Lichtermeer erleuchtet ein Märchenschloss, ein einsamer König liest umringt von seinen Pagen lyrische Werke und träumt von neuen poetischen Welten, die er noch erschaffen wird.

Eine Insel im Meer

Ausgangspunkt dieser Träumereien ist das „Bayerische Meer“, der Chiemsee. Mit seinen drei Inseln ist er Anziehungspunkt für tausende Touristen. Malerisch von Bergen eingefasst das Wasser klar und rein. Am Ufer Anlegestellen und auf dem See bunte Boote im Sonnenlicht. Das Schauspiel für das Auge macht Lust auf einen kleinen Ausflug. Also lasst euch von den Wellen tragen hin zur Herreninsel. Etwas entfernt vom Wasser auf dem Festland wartet dort das kleine Schloss Versailles, das große Neue Schloss Herrenchiemsee. Ursprünglich versteckt vor neugierigen Blicken lädt es heute mit offenem Haus Besucher aus aller Welt ein abzutauchen in eine Zeit, die so anders war als die unsrige.

Der Weg führt von der Anlegestelle über die Insel zum Schlossgelände. Der symmetrisch angelegte Park lädt ein zum Lustwandeln. Angekommen im Wassergarten gibt dieser den Blick frei auf das prachtvolle Schloss, welches herrisch über der hier künstlich geschaffenen Landschaft thront. Wasserspiele erfreuen im Sommer nicht nur die Kinder. Steinerne Figuren schmücken die Ränder und bieten Abwechslung im Inneren der Becken. Es grünt und blüht rundherum. Direkt weisen die angelegten Wege zum Haupteingang des Schlosses, wo gleich ein Cafe zum Verweilen einlädt. Von hier aus sichtbar verschmelzen die Wasserbecken fast fließend mit dem in der Ferne erkennbaren See. Eine märchenhafte Aussicht, die wohl auch König Ludwig II. zu schätzen wusste.

Ein erfüllter Traum in Stein

Die wahre Pracht enthüllt das Schlossgebäude aber erst im inneren des Hauses. Lange Gänge, herrschaftliche Räume und vor allem das Paradeschlafzimmer des Königs lassen das Auge überlaufen. Das „Südliche Prunktreppenhaus“ verbindet die Stockwerke, auf denen Damen des 19. Jahrhunderts sehr gut ihre Mode zur Schau stellen konnten und wunderschön gestaltete Wände sorgen für vornehme Behaglichkeit. Hinzu kommen alle möglichen Annehmlichkeiten, da König Ludwig II. ein großer Freund der Technik war. Der fortschrittliche Regent ließ nicht nur ein Tischlein-Deck-Dich bauen, sondern auch die mit insgesamt 40.000 Kerzen bestückten Kronleuchter konnte man mechanisch herablassen, um deren Kerzen bequem wechseln zu können. Eine Warmluftheizung rundete die komfortable Wohnatmosphäre ab.

Im „Kleinen Appartement“ wohnte der König ganze 10 Tage. Eingerichtet im Rokokostil diente es als intimer Wohnraum, der im Gegensatz zur großen Spiegelgalerie für die Einsamkeit des zurückgezogenen Königs sorgte. Hier konnte er sich ganz seinen Träumereien und poetischen Schöpfungen hingeben.

Es ist Nacht. Die Kerzen brennen und eine leise Musik erklingt. Damen und Herren dinieren an langen Tafeln, um anschließend artig ein Menuett zu tanzen. Manche stehen am Rand und schwatzen, gefüllte Gläser in der Hand. Die geschickte Anordnung der Spiegel irritiert und gaukelt das Bild von einem vollgefüllten Schloss vor, erfüllt von Leben, Lachen und vor allem von Lichtern. So könnte es gewesen sein. Oder auch nicht. Bekannt ist, dass ein einsamer König umringt von seinen Pagen lyrische Werke liest und von neu zu erschaffenden Welten träumt.

Adresse

83209 Herrenchiemsee

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Roman Kugge Deutschland mal anders

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