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Die Völklinger Hütte

Ein beeindruckendes Stahlwerk, das zum Kulturort wurde

Das seit 1986 stillgelegte Eisenwerk Völklinger Hütte ist seit 1994 Weltkulturerbe der UNESCO. Heute lockt der beeindruckende Moloch Tausende von Besucher an, die sich im „Ferrodrom“ u.a. über die Geschichte des Bergbaus informieren können.

Das Saarland und Völklingen lebten fast 500 Jahre von Bergbau und Stahlindustrie

Die Geschichte der Eisenproduktion und Steinkohlegewinnung im Saarland reicht bis in das 16. und 17. Jahrhundert zurück, als im heutigen Völklinger Stadtteil Geislautern 1572 die erste größere Eisenschmelze und 1621 ein Bergwerk für den Abbau von Steinkohle in Betrieb genommen wurden.

Archäologischen Funden und überlieferten Urkunden zufolge betrieben jedoch schon die Kelten vor gut 2.700 Jahren und auch die Römer ab dem 3. Jahrhundert unserer Zeitrechnung an der Saar oberflächennahen Kohleabbau in kleinem Umfang. Der tatsächliche Beginn des saarländischen Bergbaus und der Stahlindustrie datiert hingegen auf die Zeit der einsetzenden Industrialisierung ab etwa 1850.

Völklinger Hütte
Bild: Rainer Lippert / Public domain

Begünstigt durch die Inbetriebnahme des überregionalen Transportmittels der Saarbrücker Eisenbahn in den frühen 1850er Jahren wurden auch zahlreiche Kokereianlagen errichtet. Um 1860 förderten bereits ca. 11.000 Bergleute gut zwei Millionen Tonnen aus den saarländischen Gruben.

Die nach dem von Preußen gewonnenen Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 erfolgte Reichsgründung 1871 sorgte mit den riesigen Erzvorkommen im neuen und dem Saarland direkt benachbarten „Reichsland Elsass-Lothringen“ für große Nachfrage nach Kohle und Stahl sowie ebensolchen Bedarf an Arbeitskräften im Bergbau.

Die Völklinger Hütte wurde erst im zweiten Anlauf zum ökonomisch potenten Werk

In das Saarland strömten jetzt Zuwanderer aus der Eifel und Pfalz sowie dem Hunsrück, das Bevölkerungswachstum in der Region explodierte geradezu, alleine in Völklingen stieg die Einwohnerschaft zwischen 1860 und 1890 von gut 4.000 auf über 13.000.

Der Boom der Steinkohle zog einen ebenso immensen Wachstum der Stahlindustrie nach sich, im Jahr 1873 gründete der Montaningenieur Julius Buch neben dem 1858 eröffneten Bahnhof der Stadt die Völklinger Hütte als Puddel- und Walzwerk. Zunächst war der Hütte aber kein Glück beschert, hohe Zölle für Roheisen standen der Wirtschaftlichkeit entgegen, im Jahr 1879 schloss das Werk vorübergehend.

1881 erwarb der Unternehmer Carl Röchling aus Saarbrücken (1827-1910) die stillgelegten Anlagen und ließ 1883 den ersten Hochofen errichten.

Ab 1890 produzierten die „Röchling’schen Eisen- und Stahlwerke“ die meisten Eisenträger in ganz Deutschland. 1891 wurde das eigene Stahlwerk eröffnet, mithilfe des neuartigen Thomas-Verfahrens konnte nun auch das Eisenerz aus Lothringen verarbeitet werden.

Die Entwicklung der Völklinger Hütte verlief weiterhin rasant, 1897 ging die erste Koksbatterie neben den Hochöfen und 1900 die erste Gasgebläsemaschine in Betrieb, ab 1911 brachte eine Hängebahnanlage den Koks zu den Hochöfen.

Über die schwere „Maloche der Kumpel“ informiert die Besucher das „Ferrodrom“

In der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg prosperierte die Hütte immer noch kräftig, bei einem Grubenunglück 1928 kamen zwar 13 Bergleute ums Leben, im selben Jahr bewirkte der Einzug der Sintertechnik in der Völklinger Hütte jedoch auch deren Wandlung zu einer der größten und modernsten Sinteranlagen Europas.

Im Zweiten Weltkrieg mussten in der Hütte ungefähr 14.000 Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter ab 1943/44 unter schwersten Bedingungen arbeiten. Im sog. Röchling-Prozeß von 1948/49 in Rastatt wurde Hermann Röchling wegen Kriegsverbrechen zu zehn Jahren Gefängnis verurteilt, aber schon 1951 wieder entlassen.

Während der französischen Verwaltung der Hütte zwischen 1945 und 1956 wurde durch den Bauboom der Nachkriegszeit ein Produktionshöchststand erreicht, 1965 zählte die Hütte den Höchststand von 17.000 Mitarbeitern.

Ab 1975 erfasste die globale Stahlkrise auch die Völklinger Hütte, nach mehreren Fusionen benannte sich das Unternehmen 1986 in „Saarstahl“ um. Im selben Jahr wurde die Herstellung von Roheisen eingestellt und der Produktionsbereich zum Industriedenkmal ernannt. Seit 1994 zählt die Hütte zum UNESCO-Weltkulturerbe, das Gelände wird heute häufig für Kulturevents aller Art sowie als Drehort und Kulisse für Filme genutzt.

Seit 2012 findet dort etwa alljährlich das Festival für elektronische Tanzmusik „electro magnetic“ mit bis zu 10.000 Besuchern statt. Gerne von Gästen der Anlage besichtigt wird auch das 2004 eröffnete „Science Center Ferrodrom“ mit einer umfangreichen multimedial konzipierten Dauerausstellung und Erlebniswelt zur Kulturgeschichte des Eisens.

Adresse: Wo liegt die „Eisenstadt“ Völklinger Hütte?

Die Völklinger Hütte liegt im Saarland, ca. 10 Kilometer westlich von Saarbrücken. Die postalische Adresse lautet: Rathausstraße 75-79, 66333 Völklingen.

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Roman Kugge Deutschland mal anders

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