Im Rathaushof der Koblenzer Altstadt steht ein Brunnen, der auf den ersten Blick unscheinbar wirkt, der jedoch ein interessantes Wahrzeichen der rheinischen Stadt darstellt. Das von Renaissance- und Barockbauten umringte Denkmal gehört seit 2002 zum UNESCO-Welterbe Oberes Rheintal und sollte allein darum bei einem Besuch der Stadt auf dem Besichtigungsprogramm stehen. Hier erfahrt ihr mehr über den Schlängelbrunnen in Koblenz.
Typisch Koblenz – ein Schängel
Um die Bronzefigur „Schängel“, die den Brunnen ziert, zu verstehen, ist ein Blick in die besondere Stadtgeschichte von Konstanz nötig. Dieses gehörte nämlich in den Jahren 1794 bis 1813 zu Frankreich. In dieser Zeit wurden viele deutsch-französische Kinder geboren – meist von einem französischen Vater und einer deutschen Mutter. Unter diesen war Jean – das dem deutschen Hans entspricht – ein beliebter Name. Dieser war für gebürtige Rheinländer jedoch nur schwer auszusprechen und klang darum immer etwas wie „Schang“. Als Ableitung entstand mit der Zeit der Ausdruck „Schängel“.
Was zunächst eigentlich ein Schimpfwort war, wurde mit der Zeit zu einem Kosenamen, der vor allem für Lausbuben verwendet wurde. Heute sieht sich jeder in Koblenz Geborene selbst stolz als einen Schängel. Darum versteht sich der Brunnen auch als Denkmal für die Koblenzer Lausbuben sowie alle Bürger der Stadt. Den Streichen eines richtigen Bengels wird der Brunnen gerecht, indem die Bronzefigur in unregelmäßigen Abständen weit über den Rand des Brunnens hinaus Wasser spuckt. Besucher sollten sich darum in Acht nehmen vor dem Wasserstrahl.
Wissenswertes rund um den Schängelbrunnen
Auf Initiative von Koblenzer Bürgern bzw. dem Stadtoberinspektors Wilhelm Smits wurde der Brunnen in Auftrag gegeben. Entworfen wurde er 1939 dann von dem Mayener Bildhauer Carl Burger und Anfang 1940 in München gegossen. Modell für den Lausbuben stand ein damals Elfjähriger Junge namens Rudolf Dany. Die Einweihung fand am 15. Juni 1941 statt.


Der aus Basaltlava gefertigte Brunnentrog wird von Reliefs geziert, die Jungenstreiche der Schängel darstellen. Auf der Brunnensäule, die sich aus der Mitte erhebt, wurde nicht nur das Stadtwappen angebracht, sondern auch die Reliefs des Komponisten Karl Kraehmer sowie des Heimatdichters Josef Cornelius. Diese widmeten dem kleinen Lokalhelden ein ebenfalls besonderes Denkmal, das sogenannte Schängellied. Das fröhliche Lied aus dem Jahr 1914 wurde im Lauf der Zeit zur Hymne des rheinischen Ortes mit seiner besonderen Vergangenheit.
Adresse: Wo kann ich den Brunnen sehen?
Willi-Hörter-Platz, 56068 Koblenz