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Das Plastinarium in Guben

„Wir haben genug Leichen im Keller!“

Weit in Brandenburgs Osten, direkt an der polnischen Grenze, liegt die kleine Stadt Guben. Sie hat nur etwa 17.000 Einwohner und eigentlich keinerlei touristische Höhepunkte zu bieten. Um so mehr fällt beim Überfliegen der Informtionen über den Ort das Plastinarium ins Auge.

Was ist ein Plastinarium?

Der deutsche Mediziner und Anatom Gunther von Hagens entwickelte in den 1970er Jahren eine Methode zur Konservierung organischer Gewebe, bei der das Wasser der Zellen durch verschiedene Kunstharze ausgetauscht wird. 1976 erhielt er ein Patent. Zwar war die Methode der sogenannten Plastination an sich nicht ganz so neu, aber von Hagens hat das Verfahren immer weiter verbessert, und mit seiner Methode konnten auch große Präparate hergestellt werden, einzelne Organe etwa, komplette Tiere im wahrsten Sinn des Wortes von der Maus bis zum Elefanten, oder eben auch ganze menschliche Leichen.

Prinzipiell gibt es zwei Arten von Plastinaten, nämlich einmal Scheibenplastinate, bei den die Körper in mehr oder weniger dünne Scheiben geschnitten werden, und zum anderen die Vollplastination, bei der der vollständige Körper plastifiziert wird.

Plastinarium Guben
Bild: David Tood © Gunther von Hagens‘ KÖRPERWELTEN www.korperwelten.de
Plastinarium Guben
Bild: David Tood © Gunther von Hagens‘ KÖRPERWELTEN www.korperwelten.de

Mit seiner Methode fertigte von Hagens zahlreiche anatomische Präparate beider Arten von Tieren wie auch Menschen an. Besonders die menschlichen Präparate wirkten durch ihre „lebendig“ wirkende Körperhaltung – die Plastinate sitzen oder scheinen zu laufen oder Sport zu treiben – sehr faszinierend. Ab 1996 wurden die Präparate in einer Wanderausttellung mit dem Titel „Körperwelten“ auf Deutschland- und Weltreise geschickt. Die „Körperwelten“ wurden weltweit von 44 Millionen Menschen besucht und sind somit die weltweit erfolgreichste Ausstellung überhaupt.

Die Körperwelten-Ausstellung

Im Jahr 2006 erwarb von Gunther von Hagens eine ehemalige Tuchfabrik im kleinen brandenburgischen Guben, renovierte sie und baute sie zu einem „Kompetenzzentrum“ für Anatomie um, einer Fertigungsstätte zur Herstellung von Plastinaten mit angeschlossener „Körperwelten“-Ausstellung. Das 3000 Quadratmeter große Areal trägt seither den Namen „Plastinarium“. Hier werden pro Woche mehrere menschliche Leichen angeliefert und plastiniert, die meisten für wissenschaftliche Zwecke, aber einige auch für die hauseigene „künstlerische“ Körperwelten-Ausstellung.

Plastinarium Guben
Bild: © BODY WORLDS, Josepf Carlucci
Plastinarium Guben
Bild: Gunther von Hagens‘ KÖRPERWELTEN www.korperwelten.de
Plastinarium Guben
Bild: © Gunther von Hagens‘ KÖRPERWELTEN www.korperwelten.de

Im Plastinarium kann man nicht nur die fertigen Präparate – beziehungsweise Plastinate – bewundern, sondern in einem Teil der sogenannten „Lernwerkstatt“, in der unter anderem anatomische Präparate gezeigt werden, selbst bei ihrer Herstelung zusehen. Hier werden sogar Plastinationskurse und -lehrgänge angeboten. Die anatomischen Plastinate werden weltweit an Lehreinrichtungen und andere Institute verkauft.

Man mag die künstlerische Aufbereitung menschlicher Leichen nun befremdlich oder faszinierend finden, man kann den Ansatz „sensationsgierig“ oder die „Demokratisierung der Anatomie“ nennen – jedenfalls wird das Gubener Plastinarium von den dortigen Tourismusbehörden eifrig beworben, und es mangelt ihm nicht an Körperspendern. Weltweit haben sich bereits 18.000 Menschen bereit erklärt, sich nach ihrem Tod nach Guben bringen und dort plastifizieren zu lassen.

„Wir haben genug Leichen im Keller!“

Diese weltweit einzigartige Verbindung aus Anatomie und Show, Wissenschaft und Kommerz, Interesse und makabrem Nervenkitzel macht das Plastinarium – und auch das sonst eher unspektakuläe brandenburgische Guben – zu einem außergewöhnlichen Ort auf der Deutschlandkarte.

Adresse

Uferstraße 26, 03172 Guben

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Roman Kugge Deutschland mal anders

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