Aus den Anfängen des Fernsehens – Fernsehtürme gibt es in Europa zuhauf, um die bewegten Bilder aus den Studios in die heimischen Stuben zu transportieren. Doch einer dieser Türme hat einen besonderen Status – jener auf dem Großen Feldberg, der sich im Naturpark Taunus oberhalb des kleinen Ortes Niederreifenberg erhebt. Mit diesem Fernmeldeturm wurde Geschichte geschrieben, denn er ist der älteste in der Historie des deutschen Fernsehens. Er entstand im Jahr 1937 und damit zu einem Zeitpunkt, als dieses Medium noch in den Kinderschuhen steckte.
Bewegte Bilder in schlechter Qualität
Es war der Sender „Paul Nipkow“, der seit 1935 erstmals in der Welt ein regelmäßiges Fernsehprogramm ausstrahlte. Der Turm auf dem Großen Feldberg trug dazu bei, dass sich nicht nur einige wenige gut situierte Menschen in Berlin, Potsdam und Neuruppin die abendlichen Sendungen in schlechter Bildqualität anschauen konnten. Die Hoffnung der Nationalsozialisten, schon vor den Olympischen Spielen 1936 die Zahl der Empfänger zu vervielfachen, erfüllte sich aber nicht. Heute steht der gesamte Gebäudekomplex auf dem Dach des Taunus unter Denkmalschutz.
Auf den Spuren des Dichterfürsten

Kein Geringerer als der Dichterfürst Johann Wolfgang von Goethe schwärmte von dieser Region, die er bei Wanderungen kennen und schätzen gelernt hatte. Ihn faszinierte der Feldberg, „von dem uns die weite Aussicht immer mehr in die Ferne lockte“. Das ist bis heute so, und die „Aussicht“ hat noch eine neue Dimension erfahren, seitdem es dort eine verglaste Plattform gibt, die die Besucher durch ein geschlossenes Treppenhaus und über hundert Stufen erreichen. In diesem Turm befindet sich außerdem das Jugend- und Wanderheim des Taunusklub-Stammklubs, wo bis zu zwanzig Personen nach vorheriger Anmeldung übernachten können.
Eine Funkbrücke von Hamburg nach München
Ursprünglich war der Fernmeldeturm auf dem Großen Feldberg ausschließlich als Tonsender gedacht, doch im Zweiten Weltkrieg wurde er für militärische Zwecke genutzt. Von hier aus wurde die Navigationstechnik feindlicher Flugzeuge gestört. Kurz vor Kriegsende wurde der Turm durch Bomben weitgehend zerstört, später durch die amerikanische Besatzungsmacht beschlagnahmt und ab 1950 wieder aufgebaut. Auf dem erhalten gebliebenen fünfstöckigen Betonsockel entstand eine mächtige Stahlkonstruktion als Stütze eines dreißig Meter hohen hölzernen Aufbaus. Drei Jahre nach der Fertigstellung des Gebäudes war auch die Fernseh-Funkbrücke, die Hamburg mit München und dem Wendelstein verband, in Betrieb. Inzwischen wurden zahlreiche Richtfunkantennen demontiert, da sie nicht mehr den technischen Ansprüchen genügten.
Im Eigentum der Deutschen Telekom
Zwanzig Stockwerke umfasst heute der Fernmeldeturm auf diesem historischen Boden. Die gesamte Höhe der Anlage – ohne die UHF-Antenne – beträgt seit dem letzten Umbau im Jahr 2007 genau 69,13 Meter. Eigentümerin des Turmes ist die Deutsche Telekom. Seit 2004 wird die Ausstrahlung von Fernsehen und Rundfunk vom Feldberg aus und dank neuer Sendemasten des Hessischen Rundfunks in digitaler Technik durchgeführt. Das Plateau der höchsten Erhebung des Rheinischen Schiefergebirges ist längst zu einem touristischen Anziehungspunkt geworden und auch eine Station des Europäischen Fernwanderweges, der über 7000 Kilometer vom Schwarzen Meer bis Spanien reicht und über den Großen Feldberg führt.
Adresse
61389 Schmitten